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Ancient Curse – „Dimension 5”

Ancient Curse

„Dimension 5”

El Puerto Records / Edel

Die Bremer Ancient Curse sind nicht eben die fleißigsten Veröffentlicher im Hartmetallkosmos, bei bisher drei Platten und zwei Minis in fast 40 Jahren. Nun schießen sie mit „Dimenson 5“ ihren vierten Longplayer raus und der hat es in sich! Ein Album, das derartig vollgepackt ist mit guter Musik, das so vor Kreativität strotzt, hatte ich bisher noch nicht auf dem Rezensier-Tisch. Und um überhaupt zu erfassen, was die Nordlichter da abliefern, braucht es viel mehr als einen schnellen Durchlauf. Jeder, wirklich jeder Song platzt schier vor Melodien, Riffs, Tempowechseln, wundervollen Gesangseinlagen und zum Sterben schönen Harmonien. Wer jetzt aber im ersten Reflex zusammenzuckt, weil er vermutet, dass hier alles total überfrachtet und überladen daherkommt, der sei beruhigt: Jede Note ist exakt da, wo sie hingehört, jedes Riff ist punktgenau gesetzt, jeder Melodie lässt man ausreichend Raum zur Entfaltung. So beginnt zum Beispiel der Song „Isolation“ mit einem Intro, das exakt so auch auf einer Pink Floyd Platte stehen könnte, geht über in ein traditionelles Gitarrenriff, um dann im Refrain Grüße an alte Hansen-Helloween zu senden. Und weil das noch nicht reicht, hat man in der Mitte des Songs noch einen Kindergesang eingebaut (mehr zur Entstehung dieser Kuriosität erzählt Gitarrist und Sänger Pepe im Interview in diesem Heft). Was bei 99% aller Bands hochnotpeinlich wirken würde, ist hier ein Songpart, der auch dem härtesten Rocker Ganzkörpergänsehaut beschert ob seiner balladesken Schönheit. Und so geht, dass ein Höhepunkt den nächsten jagt, Ausfälle, auch ganz kleine, gibt es nicht. Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass ich den Begriff „Progressive“ vermieden habe. Warum? Weil er nicht passt! Weil es eben nicht einfach eine Aneinanderreihung von Angebereien der einzelnen Musiker ist, sondern ein schlüssiges, klares Album mit ganz viel zum Erleben und Entdecken, ein Album zum Zuhören. Wer sich darauf einlassen mag, dem sei eine Stunde großartigster Rockmusik versprochen!
(10/10 – MB)