Ferris MC – „Alle Hassen Ferris”
Ferris MC
„Alle Hassen Ferris”
Arising Empire (Edel)
Sascha Reimann, besser bekannt als Ferris MC, geboren 1973 in Neuwied, sorgte Anfang der neunziger Jahre in der damals gerade aufkeimenden Deutschrap-Szene für Aufsehen. Anfang 2008 begleitete Reimann dann die Gruppe Deichkind auf deren Frühjahrstour. Nachdem Deichkind-Mitglied „Buddy“ die Band nach dieser Tour verließ, wurde Ferris MC für zehn Jahre festes Mitglied dieser Hamburger Hip-Hop-Electropunk- Avantgarde-Pöbel-Kombo. Dass Sascha Reimann aber nicht ausschließlich in diesem Genre festhängt, zeigte er auf seinem im Herbst 2020 veröffentlichten Solo-Album „Missglückte Asimetrie“, welches durchaus als Rock-Album durchgeht. „Als ich nach der Trennung von Deichkind wieder Kraft geschöpft habe und mich mit meinem Album „Missglückte Asimetrie“ auf die Solokarriere konzentrieren wollte, kam plötzlich Corona“, erinnert sich Ferris. „Ich hatte noch ein paar DJ-Auftritte und den einen oder anderen Filmdreh. Aber dann wurden die Sets geschlossen, die Clubs haben dichtgemacht und meine Tour wurde zweimal verschoben.“ Zu der seelischen, kommt jetzt auch die finanzielle Belastung: Grundsicherung, Soforthilfen, Herumkrebsen am Rande des Existenzminimums. „Das war nicht meine erste Krise, aber ich bin lange nicht mehr durch so ein tiefes Tal gewandert wie zu diesem Zeitpunkt.“ Da das Album jedoch wieder erwartend sowohl mit Platz 22 sich recht hoch in den deutschen Album-Charts platzierte als auch von den Kritikern gefeiert wurde, wendete sich das Blatt: „Mit einem Mal hatte ich das Gefühl, dass ich zumindest als Künstler auf einem guten Weg bin. Das hat mir einen echten Energieschub gegeben. Auf einmal hat alles Sinn gemacht. Ich wusste wieder, wer ich bin und wie es weitergehen soll.“ Als Ergebnis steht ab Mitte Juni der neue Silberling von Ferris MC in den Regalen des Fachhandels (und natürlich auch über alle anderen Plattformen zu erwerben), gefüllt mit 14 Songs bei einer Gesamtspielzeit von fast 44 Minuten. Der vor knapp zwei Jahren eingeschlagene Weg wird konsequent weitergegangen, druckvolle Rocksongs (außer dem abschließenden „Freizeit Und Kuchen“ feat. Finch) mit den Ferris MC typischen Texten. „Alle hassen Ferris“ ist ein Album der Gegensätze, die sich doch perfekt ergänzen, als exemplarische Beispiele und zugleich Anspiel-Tipps können der Opener und Titeltrack „Alles Hassen Ferris, das Duett mit SDP-Hälfte Dag „Was Ist Geblieben“, das ruhigere „Bye Bye Bye“ feat. Swiss, „Hass Macht Hässlich“, Funny Games“ oder “Skid Row” feat. Shocky & Swiss genannt werden. Abschließend dann noch einmal der Interpret selbst: „Viele Künstler haben ja dieses Problem, weil sie immer an den ersten Alben gemessen werden. Die Leute wollen immer den alten Ferris zurück. Das Ding ist nur: Sie haben eigentlich ja den alten Ferris. Aber was sie wollen, ist der junge Ferris. Nur den kann es ja gar nicht geben, weil wir alle älter werden – die Fans und ich auch. Das liegt ja in der Natur der Sache. Ich mache einfach, was ich geil finde, schicke es raus – und der Rest liegt nicht in meiner Macht.“ Der Künstler veröffentlichte überdies gerade seine Biografie „Ich habe alles außer Kontrolle“ über Edel Books, wer Ferris MC alias Sascha Reimann also gerne „näher“ kennenlernen möchte, dem sei dieses Buch dazu empfohlen!!
(8,5/10 – AS)