Unser großes Interview mit G3-Mitglied Eric Johnson: Götterdämmerung
Götterdämmerung – So könnte das Projekt G3, welches nun seit 25 Jahren erfolgreich über die Bühnen dieser Welt tourt, durchaus bezeichnet werden. In all den Jahren hatten sich die besten Gitarristen dieses Planeten die sprichwörtliche Klinke in die Hand gegeben. Gründungsmitglieder waren Steve Vai, Eric Johnson und G3-Mastermind Joe Satriani. Zum Jubiläum dieses einmaligen Projekts gibt es seit Anfang 2025 eine Reunion-Live-Veröffentlichung der ausverkauften US-Tour. „Reunion Live (25th Anniversary Reunion Tour)“ ist seit 20 Jahren die erste Scheibe, welche von G3 veröffentlicht wird. Ich sprach mit einem der drei Akteure, nämlich mit Eric Johnson. Der Grammy Preisträger und ehemalige Studio-Musiker von Größen wie Cat Stevens, Carole Kind und Christopher Cross, sowie vielen mehr, ist seit Ende der 60er Jahre als Musiker aktiv, auch Solo und gehört zur Spitzengruppe der US-Gitarristen-Szene. Während eines sonnigen Tages in seiner Heimat Texas und viel Schnee vor meinen Bürofenster, durfte ich mit dem sympathischen Saiten-Helden über G3 sprechen.
Eric, es freut mich sehr mit einer echten, amerikanischen Gitarren-Legende wie dir zu sprechen! Ende Januar erschien das neue G3-Album „Reunion Live (25th Anniversary Reunion Tour)“. Das Projekt G3 hatte in den letzten Jahrzehnten immer wieder wechselnde Mitglieder, doch du warst einer der ersten Mitbegründer, richtig?
Das ist absolut richtig! Der eigentliche Initiator der ganzen Geschichte war Joe Satriani. Ich war dann ganz schnell dabei! Joe wollte in 2024 einfach eine Reunion des Originals durchführen. Es sollten einige Shows stattfinden, was dann auch sehr erfolgreich war! Joe wollte es als Film dokumentieren. Ich hielt die Idee für sehr gut, ebenso Steve Vai und deshalb haben wir gleich zugestimmt. Alles sollte zuerst mit einer dreieinhalbwöchigen Tour beginnen.
War dieses Projekt für dich eine Art Eintagsfliege in den 90er Jahren, also nur ein kurzes Gastspiel, oder hattet ihr vor diese Sache länger in dieser Konstellation durchzuführen?
Nein, ich hatte absolut keine Idee damals, was daraus werden würde. Joe kam damit um die Ecke und der Gedanke daran war für mich sehr charmant. Wir hatten damals drei Touren in dieser Besetzung durchgezogen, damals Ende der 90er. Ich hatte damals noch andere Dinge vor und Joe entschied die G3 mit einem anderen Gitarristen fortzuführen. Das ging dann immer so weiter und der Rest ist Geschichte. Es waren wirklich in all der Zeit große Namen dabei!
Hatte es einen bestimmten Grund das Orpheum Theater in Los Angeles für den Live-Mitschnitt und die jetzt bevorstehende Veröffentlichung der Reunion-Tour zu wählen?
Ja, zuerst war einmal die Idee da, die ganze Geschichte überhaupt aufzuzeichnen. Dann kam Joe noch die Idee eine Reunion-Platte daraus zu machen. Wir hatten eine ausgezeichnete Firma, die das L.A. Konzert an zwei Abenden aufgenommen hat. Deshalb stellen wir jetzt die Platte vor. Ich denke sie ist sehr gut gelungen!
Wer sind eigentlich die anderen Musiker, die euch auf der Bühne begleiten. Wurde eine Band nur für diese Tour zusammengestellt?
Nein, ich hatte meine eigene Band dabei, die für mich immer hervorragende Arbeit leistet. Steve und Joe hatten jeweils ihre eigenen Musiker dabei. Es gab also keine gemeinsame Band, um deine Frage zu beantworten. Es gab dann nur zum Schluss, bei der Session, die Gelegenheit, dass einige unserer Musiker zusammenspielten.
Wie hast du die Songs aus deinem persönlichen Set innerhalb der Aufzeichnung zusammengestellt? Was waren die Auswahlkriterien für dich?
Joe, Steve und ich spielten jeweils immerhin für fast eine Stunde, jeder von uns. Das ist eine Menge Zeit für gute Musik. Es ist eine Auswahl von Stücken, die ich schon bei unseren ersten Touren gespielt habe und auch einige neue Songs sind dabei. Im Endeffekt ein Querschnitt meiner Lieblingsstücke.
Deine erste Single, die vom neuen Album erschien, war „Dessert Rose“! Ein großartiger Song!
Ja, die Plattenfirma hat sich zwei Songs ausgesucht, die ich als erstes veröffentlichen könnte und ich habe mit dann direkt für „Dessert Rose“ entschieden!
Dann haben wir da noch den von euch Dreien gemeinsam herausgebrachten Song, nämlich „Crossroads“! Ein absoluter Klassiker aus den 20er Jahren. Meines Wissens nach stammt dieser Oldie von Robert Johnson, richtig?
Nun, wir wollten drei Stücke heraussuchen, die wir in der gemeinsamen Session auf der Bühne präsentieren wollten. Bei Joe war es „Born To Be Wild“. Steve hat sich für “Crossroads” entschieden und ich für “Spanish Castle Magic“. Das war unsere Auswahl.
Hattest du jemals den Film Crossroads mit Steve Vai in einer Nebenrolle gesehen (lacht)?
Oh ja, selbstverständlich. Den musste ich einfach anschauen, nachdem ich erfahren hatte, dass Steve in den 80er Jahren darin mitgespielt hat. Ein wirklich toller Streifen mit Ralph Macchio und der Musik von Ry Cooder!
Welche Zuschauer hattet ihr während der Tour. Nun ist diese Konstellation aus drei der besten Gitarristen ja keine leichte Kost und sicherlich für ein sehr anspruchsvolles Publikum gedacht, oder?
Da hast du absolut recht. In erster Linie sind es selbst Musiker, vor allem Gitarristen, die sich das reinziehen! Es ist einfach eine Zusammenkunft all derer, die Musik von Gitarristen lieben. Da sind auch ganze Familien dabei gewesen, die ihren Söhnen oder Enkeln zeigen wollten, was man alles aus einer Gitarre zaubern kann.
Wie wird die Veröffentlichung erscheinen?
In allen Formen. Es gibt ein wundervolles Tour-Booklet in einem Package, mit vier Schallplatten und mehreren CD’s. Natürlich auch einzelne CD’s und Platten.
Bleibt es ein Projekt für dich?
Ja, absolut. Es ist ein Projekt, aber ein sehr interessantes! Ich bin stolz dabei zu sein, von Anfang an! Ich hörte auch immer während der Tour zu, wenn meine Kollegen auf der Bühne waren. Toll!
Es gab sehr viele Größen des Gitarren-Business in Zusammenhang mit G3. Gibt es da auch einen Protagonisten, mit dem du gerne auch einmal die Bühne teilen würdest?
Oh ja, ich mag den Gitarristen Matteo Mancuso sehr. Er ist einfach großartig! Seine Art die klassische Gitarre zu spielen ist einfach inspirierend.
Wenn wir hier über drei der Spitzen-Gitarristen dieser Welt sprechen, inklusive dir, dann wäre es doch interessant zu wissen, wie du selbst den Unterschied eurer jeweiligen Skills bewertest?
Das ist eine sehr gute Frage. Joe ist für mich ein absoluter Meister-Techniker! Er spielt immer sehr sauber, jede einzelne Note. Ich habe ihn niemals einen Fehler machen hören. In dieser Beziehung kann jeder etwas von ihm lernen. Steve dagegen ist ein wahnsinnig experimentierfreudiger Gitarrist, der keine Grenzen kennt. Verrückte Sound und Scales. Er hat eine Menge Chancen aufgetan, was man alles aus diesem Instrument herausholen kann. Er klingt einfach einmalig! Mein Spiel können die Zuhörer besser beurteilen als ich selbst!
Wird es mit G3 weitergehen?
Ich gehe stark davon aus, dass Joe das Projekt auch in Zukunft mit unterschiedlichen Künstlern weiterführen wird. Ich werde jetzt wieder eigene Projekte verfolgen, aber es war mir eine große Freude, wieder dabei zu sein. Ich hoffe wir kommen irgendwann auch wieder nach Deutschland!
Text: Steve Leikeim
www.g3tour.com
Pic-Credits by Jen Rosenstein