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NEPTUNE: Produktiver und fokussierter Neustart

Das schwedische Quintett von Neptune gründete sich bereits vor fast 45 Jahren, veröffentlichte außer einigen Demos in der ersten Phase der band (1980 – 1987) kein Studio-Album. Dieses änderte nach dem Re-Start (im Jahr 2017), denn 2020 erblickte das Debütalbum „Northern Steel“ das Licht der Welt. Vier Jahre später erscheint nun im Sommer 2024 der Nachfolger, getauft auf den Namen „End Of Time“. En mehr als guter Grund, uns einmal mit Neptune näher zu beschäftigen und dem Gitarristen Andres einige Fragen zustellen …

Interview Neptune Hallo Anders, vielen Dank, dass du dir die Zeit für unsere Leser nimmst und Glückwunsch zu einem richtig guten neuen Album! Zuvor noch ein kleiner Ausflug in eure Vergangenheit, gegründet 1980, ihr habt bis zur ersten Trennung nur Demos aufgenommen, warum nicht ein komplettes Studioalbum?

Vielen Dank für deine netten Worte. Nun, all diese verschiedenen Demos wurden über einen längeren Zeitraum aufgenommen. Ich glaube, das erste Demo wurde 1982 aufgenommen, und dann haben wir nebenbei neue Songs geschrieben und aufgenommen und sie an verschiedene Plattenlabels geschickt. Die Folge war, dass wir im Herbst 1984 eine Art Showcase für eingeladene Plattenlabels veranstalteten. Schließlich führte dies zu einer Vereinbarung, eine EP aufzunehmen, die später auf unserer Veröffentlichung „Land of Northern“ enthalten war. Der Grund, warum es damals nicht mehr als eine EP war, war, dass sie uns als Band testen wollten, bevor sie den ganzen Weg gingen.

„Wenn Motivation und Energie nachlassen, machts keinen Sinn“

Dann habt ihr euch auf dem Höhepunkt der melodischen Rockmusik, des melodischen Metals, getrennt – ich denke da an Bands/Künstler wie Europe, Gary Moore, Whitesnake, Running Wild, die Scorpions oder Helloween – was waren damals die Gründe?

Während der 1980er Jahre erlebte die Band mehrere Besetzungswechsel. Zwei Mitglieder, die zuvor ausgestiegen waren, begannen mit Sänger Göran Nord zusammenzuarbeiten und gründeten die Band Glory North. Diese Zusammenarbeit war jedoch nur von kurzer Dauer, da ihr Plattenvertrag platzte, was dazu führte, dass Göran sich aus dem Musikgeschäft zurückzog. Die verbleibenden Mitglieder gründeten dann eine neue Band namens Glory. Da Göran Nord nicht mehr dabei war, wandten sie sich an Ray Alex, den sie von Neptune kannten, wodurch Neptune ohne Sänger dastand. Wir versuchten anschließend, mit Rays Bruder Row Alex zusammenzuarbeiten, aber die Energie und Motivation ließen allmählich nach.

Ihr habt 2018 wieder angefangen, das Album „Land Of Northern“ mit einer Zusammenstellung eurer frühen Demos, dann schließlich euer erstes eigenes Studioalbum mit „Northern Steel“ und dann … kam Corona. Wie hast du diese Zeit damals wahrgenommen, einerseits der erste eigene Longplayer, andererseits diesen nicht live präsentieren zu können?

Rückblickend hätten wir die Veröffentlichung von Northern Steel wahrscheinlich verschieben sollen, aber damals wusste niemand, wie lange die Pandemie dauern würde und wie sie sich auf Veranstaltungsorte, Booker, Techniker – also alle, die Teil der ganzen Szene waren – auswirken würde. Bis dahin hatten wir nur unsere alten Songs aus den 80ern gespielt, daher war es auf jeden Fall frustrierend, nicht rausgehen und unser neues Material spielen zu können.

„wir sind seit dem Neustart produktiver und fokussierter.“

2019 musstest du den Tod deines musikalischen Bruders Ray Alex verkraften, der bis dahin am Mikrofon gestanden hatte. Wie gesichert war die Zukunft der Band in der Zeit danach?

Direkt nach Rays Tod war die Lage sehr ungewiss. Wir hatten ein paar Gigs gebucht, die zudem die ersten der Band seit über 30 Jahren sein sollten. Nach ein paar Wochen formierten wir uns neu und verlegten Row vom Bass in den Gesang und holten unseren alten Mitstreiter Tosh Ason am Bass dazu, der zuvor bei Neptune Schlagzeug gespielt hatte. Schon nach ein paar Proben hatten wir das Gefühl, dass das Klappen könnte und wir die Gigs spielen könnten, für die wir gebucht waren und danach Entscheidungen treffen könnten. Ich kann sagen, dass diese Gigs uns auf den Geschmack gebracht haben und wir uns auf der Stelle entschieden haben, weiterzumachen. Die Band gibt es jetzt, seit dem Neustart, fast so lange wie wir in den 80ern, aber ich glaube, wir sind seit dem Neustart produktiver und fokussierter.

„Wann wird der fette rote Knopf gedrückt“

Nach der EP „Rebirth“ im Jahr 2022 nun endlich der zweite richtige Langspieler, getauft „End Of Time“ mit insgesamt zehn Songs. Wie viele wurden insgesamt aufgenommen, wie lange hat die Arbeit gedauert und welche Botschaft steckt hinter dem Albumtitel?

Da mehr oder weniger die ganze Band Musik schreibt, hatten wir einen Ort, an dem wir mehr oder weniger vollständig als Demos aufgenommene Songs hochgeladen haben und im Höchstfall hatten wir etwa 25 Songs. Dann haben wir langsam angefangen, Songs für das Album auszuwählen und diese erst dann richtig aufzunehmen. Der erste Song wurde wahrscheinlich im Frühjahr 2021 hochgeladen, aber erst im Sommer 2022 begannen wir mit der Aufnahme des nunmehrigen Albums „End of Time“. Die Wahl des Albumtitels ist vielschichtig. Wir arbeiten gerne auf die eine oder andere Weise mit Themen. Das bedeutet nicht, dass alle Texte auf dem Album miteinander verbunden sind, aber man kann oft einen roten Faden finden. Der rote Faden für „End of Time“ ist die Geschichte hinter Harald Hardrada, der als der letzte bekannte Wikingerkrieger gilt. Sein Tod wird als das Ende einer Ära angesehen, daher „End of Time“. Wenn man die Gegenwart mit einer breiteren Perspektive betrachtet, fühlt es sich an, als ob die Welt, in der wir leben, sich ihrem Ende nähert, und die Frage ist, wie lange wir noch haben, bis jemand den großen fetten roten Knopf drückt.

Ich finde die Herangehensweise der Künstler an die Erstellung von Songs immer sehr spannend, wie funktioniert das bei Neptune? Wer ist für die Texte verantwortlich, wer für die Musik oder ist das eine Teamleistung? Beginnt ihr mit der Musik und schreibt dann die Texte, oder andersherum oder ist das von Song zu Song unterschiedlich?

Die Texte werden hauptsächlich von unserem Sänger Row Alex geschrieben. Allerdings haben wir für dieses Album bei einem Track etwas ausprobiert, was wir vorher noch nicht gemacht hatten, nämlich eine externe Texterin und Topline-Autorin einzusetzen. Ihr Name ist Linda Sonnvik, und sie singt zusammen mit Carolin Jensen auch auf diesem Track, was für uns auch eine Premiere war. Der Song, auf den ich mich beziehe, ist unsere erste Single, „Metal Hearts“. Ich würde sagen, dass die Musik fast immer an erster Stelle steht, und wie ich oben erwähnt habe, schreiben wir alle Musik, was das Album etwas abwechslungsreich macht, und ich hoffe, die Hörer schätzen das. In Bands, in denen es nur einen Songwriter gibt, kann es schnell ein bisschen eintönig werden. Als einzelne Songs kann es gut funktionieren, aber als Album besteht die Gefahr, dass die Hörer sich langweilen, bevor sie das ganze Album durchgehört haben.

„Live-Gigs? So rasch wie irgend möglich!“

Nun ist so eine Albumveröffentlichung immer eine spannende Sache, sowohl für die Band als auch für die Fans. Gibt es Pläne, die neuen Songs live zu präsentieren? Werden Fans euch im Herbst 2024 „live auf der Bühne“ sehen können? Wenn ja, wo? Bisher konnte ich mir nur die Show vom 21. September in Stockholm auf eurer Homepage ansehen…

Wir sind gerade in Gesprächen mit einer Bookingagentur, die uns dabei helfen wird, aber natürlich werden wir so schnell wie möglich mit diesem neuen Material im Rücken rausgehen und spielen.

Anders, das war’s in aller Kürze, danke nochmal für deine Zeit, viel Erfolg mit dem neuen Album, aber vor allem bleib gesund!

Text: Alexander Stock.

Neptune

Roland „Rowland Alex“ Alexandersson – Gesang

Anders – Gitarre

Jonas Wikström – Drums

Jan Tosh Andersson – Bass

Johan Rosth – Keyboards

Alben:

„Northern Steel” (2020)

„End Of Time” (2024)