Großes Interview mit den Melodic-Rockern von FIND ME: Wir beginnen gerade erst, die Kraft der Musik zu verstehen!
Sie gründeten sich im Jahr 2012 und haben sich stilistisch dem AOR / der melodischen Rockmusik verschrieben, das Duo von Find Me. Dieses Duo besteht aus dem amerikanischen Sänger Robbie LaBlanc und dem Produzenten und Musiker Daniel Flores. Hinter diesen beiden aber steht als großer Schatten, kein Geringerer als Frontiers Präsident Serafino Perugin kümmert sich um das Wohl und Wehe von Find Me. So dann auch beim neuen Album „Nightbound“, welches im September 2024 das Licht der Welt erblickt. Zu diesem Album, zu Signor Perugin und vielem mehr konnten wir uns mit Daniel Flores ausführlich unterhalten.
„Hallo Daniel, vielen Dank, dass du dir für unsere Leser Zeit genommen hast und Glückwunsch zu einem wieder tadellosen neuen Album. Bevor wir zu diesem kommen, eine Frage zum Bandnamen Find Me. Wie ich weiß, ist Urheber der Band kein Geringerer als Frontiers-Boss Serafino Perugino. Er war es, der Sänger Robbie LaBlanc und dich zusammengebracht hat, war auch er es, der sich den für eine Rockgruppe doch eher ungewöhnlichen Namen Find Me ausgedacht hat? Welche Idee steckt dahinter?
Hallo Alex, danke dass du hier bist! Ich würde dir gerne die Frage umfassend beantworten, da ich aber bei der Namensgebung nicht beteiligt war, fällt mir das schwer (lacht). Diese Bandnamen haben sich Robbie und Serafino ausgedacht, ich glaube, es hat eine religiöse Bedeutung, bin mir aber tatsächlich nicht sicher, sorry.
Da ich keine Live-Daten von euch finden konnte, gehe ich davon aus, dass ihr ein klassisches Studio-Projekt seid. Ihr habt drei Alben vor, jetzt zwei Alben nach Corona aufgenommen. Hattet ihr gerade beim 2022er-Album „Lightning In A Bottle“ Pandemie-bedingte Probleme beim Kreieren des Albums oder behinderte Corona eher weniger? Wie habt ihr diese Phase rückblickend erlebt?
Musik hat eine heilende Kraft und wir beginnen gerade erst, ihre Kraft zu verstehen.
Robbie und ich haben in dieser schrecklichen Zeit beide Verwandte und enge Freunde verloren. Ich denke, dass diese Zeit beide Platten sehr geprägt hat. Es ist sehr demütigend zu wissen, dass man so etwas überlebt hat und am Leben bleiben kann, um jüngeren Generationen davon zu erzählen. Musik war für uns beide auf jeden Fall eine positive Fluchtmöglichkeit … Musik hat eine heilende Kraft und wir beginnen gerade erst, ihre Kraft zu verstehen.
Dann konnte ich lesen, dass ihr die Songs nicht selbst schreibt und komponiert, sondern als komplettes von Frontiers zugespielt bekommt. Als Musiker fungierten neben dir an den Drums und den Keys der Andi Kravljaca, Jonny Trobro, Rolf Pilotti und Fernando Brito. Wie kann sich der Leser dieses gesamte Prozedere vorstellen? Frontiers nimmt den Songs auf, schickt danach Text und Musik, Robbie singt die Songs dann ein und du sorgt mit deiner Produktion dann für AOR-Musik auf höchstem Niveau?
Der Ablauf ist einfach, Serafino wählt die Songs aus, ich überarbeite sie so, dass sie zur Band und Robbies Stimme passen, dann beginnen wir mit dem Arrangieren. Die Gitarren und der Bass kommen eigentlich als letztes rein. Robbie singt in den Staaten ein bisschen im Hintergrund und schließlich mische und mastere ich das ganze Paket, nachdem ich meine engen Kollegen gefragt habe, was sie davon halten. Ich habe drei bis vier vertrauenswürdige Musiker und Journalisten, die ich zum Testen ins Studio bringe. Funktioniert nach fünf Alben bemerkenswert gut, bisher gabs keine Beschwerden (lacht)
Meist sind Alben ja schon einige Wochen bzw Monate länger fertig produziert und warten auf den VÖ. Meine Highlights auf dem neuen Longplayer sind „I See You In Everyone”, „Walk Through The Fire” und das abschließende „The Time Has Come”. Welche Songs haben sich bei dir als persönliche Highlights herauskristallisiert?
Die Songs, die Jim Peterik von Survivor uns aufnehmen ließ, sind allesamt meine Lieblingsstücke. Was für eine absolute Legende, danke an Serafino, er hat das alles möglich gemacht.
Robbie LaBlanc hat den Geist eines Kämpfers
Robbie LaBlanc ist subjektiv betrachtet einer der besten Sänger des Genres, beherrscht sowohl die tieferen als auch die höheren Töne. Wie bewertest du ihn, was macht ihn aus?
Das ist wirklich schwer zu sagen, wir sind nah dran, wie eine Familie, aber ohne ihn wären wir nicht hier, das ist sicher! Es gab viele Sänger in meinem Studio, aber Robbie ist ein Rätsel, er bringt Charakter, Klangfarbe mit und da er Englisch spricht, ist das einfach nicht mit nicht-englischsprachigen-Sängern vergleichbar. Der Flow, den Robbie hat, ist sehr beeindruckend und das ist seine absolute Stärke. Der Mann hat den Geist eines Kämpfers, das liebe ich an ihm.
Mit „I See You In Everyone” hat es wieder ein Coversong aufs Album geschafft. Wer hat diesen Survivor-Song vom 1984er-Album „Vital Signs“ ausgesucht?
Das war Serafino, wir wechseln uns anscheinend ab, letztes Album habe ich den Song „Far From Over“ von Frank Stallone und Vince Dicola ausgewählt. Bei der Auswahl eines Covers wird viel nachgedacht, da es zum Rest der Platte passen muss, es freut mich, dass es dir gefallen hat!
Find Me live in Concert? Ziemlich knifflig, da muss wirklich viel Gutes zusammenkommen
Wie bereits erwähnt, konnte ich bislang keine Live-Daten von euch erkennen, wird sich das eventuell ändern, ist es geplant, die Songs auch live zu präsentieren?
Ich würde gerne mehr Live-Shows machen! Wir wurden angesprochen, aber da Robbies Mutter vor Kurzem gestorben ist, wäre das zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Das letzte Mal, als wir zusammengespielt haben, war während des dritten Albums. Es ist sehr schwierig, diese Show auf Tour zu bringen, da das gesamte Konzept dem Label gehört und alles vom Label genehmigt werden muss, also ist es ziemlich knifflig. In diesem Punkt muss wirklich viel Gutes zusammenkommen.
Die Daumen sind gedrückt! Du bist nicht nur bei Find Me am Start, sondern auch in anderen Projekten involviert, wie zum Beispiel bei Hydra. Wie sehen die kommenden Monate aus, worauf können sich die Fans freuen?
Leider kann ich im Moment nichts sagen, da beide Alben gerade erst erschienen sind. Aber von jetzt an mache ich nur noch Alben, die in den Zeitplan meiner Familie passen und in die Grenzen dessen, was ich als guter, verfügbarer Vater tun kann. Das ist meine oberste Priorität, also weniger Alben, aber mehr Qualität. Bevor ich meinen Sohn bekam, habe ich vier bis sechs Alben pro Jahr gemacht, wenn ich aktuell zwei melodische Rockalben pro Jahr machen kann, bin ich glücklich.
Ich denke, deine Pro-Familie-Entscheidung ist richtig! Daniel, das war es in aller Kürze, danke noch einmal für deine Zeit, viel Erfolg mit dem neuen Album, vor allem aber: bleib gesund!
Text: Alexander Stock