Peter Tägtgren: Die Pandemie hat mich wieder ins wirkliche Leben katapultiert!
Peter Tägtgren ist Pain, Pain ist Peter Tägtgren! Seit fast 30 Jahren ist er nun mit seinem Metal-Project (er ist zudem Sänger und Gitarrist bei der Death-Metal-Band Hypocrisy) Pain aktiv, hat in all den Jahren insgesamt acht Studio-Alben veröffentlicht. Ab Mitte Mai steht nun das neue Werk „I Am“ in den Regalen des Fachhandels, ein guter Grund, sich mit Peter telefonisch über dieses neue Werk und einigen anderen Themen auszutauschen!
Peter, Danke, dass du dir kurz für unsere Leser Zeit genommen hast und Glückwunsch zu einem wiederholt fantastischen neuen Album! Bevor wir zu diesem kommen, kurz einen Schritt in die Vergangenheit. Ich konnte lesen, dass du bereits mit sieben Jahren angefangen hast, Instrumente zu erlernen, beginnend mit dem Schlagzeug. War dieses dein eigener Wunsch oder haben dich deine Eltern sanft dorthin gestoßen?
Alex, danke dir, dass du Zeit für mich genommen hast und danke für deine positive Bewertung. Das mit den Instrumenten war tatsächlich ausschließlich mein Wunsch. Gestartet habe ich mit einer akustischen Gitarre, die ich aber nicht gerne gespielt habe, denn meine Leidenschaft ging eher in Richtung Drums und elektrischer Gitarre. Dann ging es weiter in der Schule, wo mein Lehrer ebenfalls Drums spielte, so kam dann eines zum anderen.
„Blues und Jazz haben den Weg für fast alle anderen Genres geebnet“
Welche Bands haben dich in deinen jungen Jahren begeistert, was waren deine Idole und wer war dafür verantwortlich, dass du nicht in Richtung Klassik, Pop oder Funk, sondern in Richtung Rock und Metal abgebogen bist?
Aufgewachsen bin ich mit der Musik von den Beatles, Kiss, Led Zeppelin CCR und all den anderen Rock-Bands, die meine Eltern und mein älterer Bruder incl. Freunde von ihm gehört haben. Dann entdeckte ich später meine Leidenschaft für Blues und Jazz, ich denke, dass diese beiden Stile den Weg für fast alles geebnet haben.
Du beherrschst sowohl das Singen mit klarer aber auch mit gutturaler Stimme, wer hat dir diese Techniken beigebracht, du selbst oder hattest du früher einen Vocal-Coach? Gerade für den Growl-Gesang benötigt man doch eine stimmliche Technik, oder irre ich da?
Du irrst nicht, aber der liebe Gott hat mir hier wohl ein Geschenk mit auf den Weg gegeben, dass ich diese Art des „Singens“ beherrsche. Einsetzen tue ich aber beide Formate, Growls und klaren Gesang. Wenn ich einen neuen Song kreiere, singe ich den Refrain meist in beiden Versionen, um herauszubekommen, mit welcher Richtung ich mich besser fühle.
„… die Zwangspause, hat mich, positiv gemeint, wieder ins wirkliche Leben katapultiert!“
Dann mit großen Schritten zum neuen Werk „I Am“, das erste Pain Album seit acht langen Jahren. Was waren die Gründe für diese doch sehr lange Differenz zwischen „Coming Home“ und „I Am“, war es die Pandemie, war es das Projekt Lindemann, war es die Arbeit an „Worship“ deiner Band Hypocrisy oder ein Mix aus allem?
Es war tatsächlich ein Mix aus allem. Als wir “Coming Home” in 2016 veröffentlichten hatten,waren wir mit diesem Album insgesamt drei Mal auf Tour. Dann gab es die Tour mit Lindemann und auch mit Hypocrisy, zudem habe ich am neuen Album von Joe Lynn Turner mitgewirkt, die Zeit ist wirklich geflogen und ich war wirklich rund um die Uhr am Arbeiten. Und dann gab es ja noch die Pandemie, die mir aber um ehrlich zu sein, ein wenig in die Karten gespielt hat, denn ich brauchte wirklich mal eine Pause. Bis zum endgültigen Lockdown haben wir mit Lindemann noch Konzerte gespielt, nur die letzte drei mussten gecancelt werden. Dann kam die Zwangspause, die mich dann aber, positiv gemeint, wieder ins wirkliche Leben katapultiert hat.
Dann einige Fragen zum neuen Longplayer, insgesamt elf neuen Songs Platz, wie viele wurden in Gänze aufgenommen, meist sind es ja mehr als nur die auf dem Album befindlichen. Wie lange dauerten die Arbeiten in Gänze und hat Dich beim Schreiben der Songs oder bei Einspielen der Instrumente jemand unterstützt?
Ich habe fast alles allein gemacht, einzig mein Sohn Sebastian hat mich unterstützt, hat zwei Songs, „Don‘t Weak The Dead und „Revolution“, kreiert. Aktuell arbeite ich schon an neuen Songs, ich möchte meine aktuelle kreative Phase, die ich gerade habe, bestmöglich nutzen, sowohl für Pain als auch für Hypocrisy. Und klar, habe ich einige mehr kreiertm wie viele in gänze weiß ich allerdings nicht, sorry.
Mir liegen leider die Texte nicht vor, gehe davon aus, dass du aber Themen wie Umwelt, die Unruhen im Gaza-Streifen oder den krieg in der Ukraine nicht erwähnst. Wie schwer fällt es einen, diese Themen auszuklammern?
All dieser Mist, der gerade vor sich geht, schreit eigentlich danach, erwähnt zu werden. Warum mache ich dieses nicht? Weil ich in diesen Themen nicht wirklich involviert bin, Es gibt so viele Menschen, die sich zu diesen Themen äußern, die absolut keine Ahnung davon haben, da kommt nichts als blablabla heraus. Viele haben zum Beispiel vor vielen Jahren über den Vietnam Krieg geschrieben, ohne irgendwelches hintergrundwissen zu haben. Ich möchte mich da nicht einreihen, deswegen finden diese Themen nicht in den Songs statt.
Ich bin vom neuen Cover begeistert, es zeigt Dich in verschiedenen Perspektiven. Wer ist auf die Idee gekommen und wer war am Ende dafür verantwortlich?
Es war ein weiteres Mal Stefan Heilemann, der bereits für die letzten drei Pain-Alben und auch für die beiden Lindemann Albumcover verantwortlich war. Was ich an seinem Stil besonders mag, ist, dass man seine Zeichnungen aus verschiedenem Blickwinkel sehen kann, es gibt immer wieder etwas neues bei seinen Bildern zu finden.
So ein Album ist ja schon einige Wochen früher im Kasten, bevor es veröffentlicht wird. Haben sich bei dir im Laufe der letzten Wochen Lieblings-Songs entwickelt? Meine sind „Party In My Head”, „I Am”, „Push The Pusher”, „My Angel” und „Fair Game”.
„Für mich ist es absolut unmöglich zu sagen, was nun mein Favorit auf dem neuen Album ist, sorry. Ich denke, dass sich „Push The Pusher”, „Party In My Head” und „Revolution” live gut machen, aber weiß ich das wirklich? Ich bin da immer eher schlecht bei der Vorhersage ..
Den Song „My Angel” habe ich als Duett wahrgenommen, bei dem deine weibliche Begleitung in Französisch singt. Um wen handelt es sich und wessen Idee war das Französische?
Der Song hat bereits zehn Jahre auf dem Buckel. Ich war vor einigen Monaten mit einem Freund in Paris, der dort eine Freundin, Cécile Siméone, hat, die bereits im Fernsehen einen Job hat und sich mehr und mehr in Richtung Musik entwickeln möchte. So kam der Kontakt zustande, der dann am Ende im Song „My Angel“ endete. In diesem Lied duellieren wir uns im Prinzip mit Worten, ich in Englisch, sie in Französisch.
Wenn ich richtig recherchiert habe, bist du nach 2009 dieses Jahr zum zweiten Mal mit Pain in Wacken am Start, ich konnte dich 2022 mit Hypocrisy in Wacken erleben, mit Pain vor einigen Jahren beim Rockharz. Hast Du – weltweit gesehen – Lieblings-Festivals? Und wenn ja, warum?
Ich mag Sweden Rock Festival sehr gerne, dann finde ich Summer Breeze, Graspop, Hellfest oder Rockharz klasse, alle haben sich in den letzten Jahren extrem gut entwickelt. Und über Wacken brauch man nicht großartig Worte verlieren, das größte Metal-Festival der Welt …
„es ist immer wieder eine große Challenge, Fans anderer Bands von sich zu überzeugen“
Ich war auf deiner Homepage, konnte diverse Festival-Auftritte und einige Gigs in Schweden und Finnland erkennen. Ist eine Tour auch in den anderen europäischen Staaten geplant?
Aktuell sind wir auf der Suche nach einer Band, die wir supporten können. Denn es ist immer wieder eine große Challenge, Fans anderer Bands von sich zu überzeugen. Ich persönlich bin zuversichtlich, dass wir uns alle im Herbst Live in den Hallen Europas sehen werden.
Peter, das war es in aller Kürze, danke, dass du dir Zeit genommen hast, viel Erfolg mit dem Album, viel Spaß auf den Festivals, vor allem aber, bleib gesund!
Text: Alexander Stock
All Pic-Credits (except Live) by Agata Nigrovskaya