Es werden sich (wahrscheinlich) zukünftig Dinge ändern ….
Hammer King Interview Patrick „Titan Fox V“ Fuchs
Gegründet im Jahr 2015 in Kaiserslautern, veröffentlichten die Heavy/Powermetaller von Hammer King nicht weniger als sechs Studio-Alben, drei im Akkord-Tempo VOR, drei im Akkord-Tempo NACH der Pandemie. Das letzte Werk wurde auf den deutschen Namen „König und Kaiser“ getauft, ein Novum, denn bislang waren alle Songs in englischer Sprache geschrieben und interpretiert. Es erreichte in der ersten Woche nach Release (Mitte März 2024) mit Platz 16 in den deutschen Albumcharts eine grandiose Platzierung. Über diese und weitere Themen konnten wir uns mit Sänger Patrick „Titan Fox V“ Fuchs auf dem Rockharz Festival in Ballenstedt Backstage unterhalten …
Patrick „Titan Fox V, zuerst einmal ganz lieben Dank, dass du dir, nicht lange nach eurem Gig hier beim Rockharz Festival, Zeit für die HARDLINE MAGAZIN Leser genommen hast! Drei Alben in drei Jahren, woher stammen die Ideen und wie groß ist die Gefahr, dass Songs ähnlich bis gleich klingen? Habt ihr Personen außerhalb der Blase, die eure Songs vor VÖ hören und Kritik äußern dürfen?
Wir nehmen die Alben ja zusammen mit Charles Greywolf in seinem Studio auf. Wenn dieser auf uns zukommt und mit dem ein oder anderen Song Bauchschmerzen hat, dann teilt er es uns recht unverblümt mit. Wir spielen aber mit dem Gedanken, dieses eventuell zu ändern, sodass wir, so wie du es anklingen hast lassen, jemanden von außerhalb drüber hören lassen. Wir sind mit den Warkings auf Tour gewesen und haben dort verstärkt mitbekommen, dass die Fans auf unterschiedlichster Weise unterhalten werden wollen, mit verschiedenen Songs, welche aber immer einen catchy Refrain haben sollten. Der Song „König und Kaiser“ geht da, ohne dass wir es geplant haben, exakt in diese Richtung, der Song ist ein Treffer und funktioniert live hervorragend.
Apropos „König und Kaiser“, mit diesem Titel habt ihr einen zumindest im Refrain deutschen Song. Dieses ist Geschmackssache und kann durchaus von einigen Fans kritisch aufgenommen werden. Spontan fiel mir da „Du Bist So Schmutzig“ von den Scorpions ein, die dafür doch recht gut zerrissen wurden. Hattet ihr da keine Angst vor, gab es Diskussionen über die deutschen Parts?
„wir fanden auf Gedeih und Verderb keinen Refrain in englischer Sprache …“
An das Album „Eye To Eye” und den Song „Du Bist So Schmutzig“ kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Stilistisch ist es aus meiner Sicht ein falscher Schritt gewesen, gepaart mit dem Abschneiden der Haare. Ich muss allerdings sagen, dass ich einige Songs auf dem Longplayer sehr schätze, ich finde es im Gesamten weit besser gelungen als der Vorgänger „Pure Instinct“. Bei uns gab es keine wirklichen Diskussionen über den deutschen Titel, welcher entstand, weil wir keine zündende Idee für den Refrain hatten. Eines Tages bin ich dann in Richtung Studio gefahren und hatte einen deutschen Refrain im Kopf, den ich dann im Studio gleich aufgenommen haben, auch um ihn nicht zu vergessen. Kurze Zeit später kamen die anderen Jungs dazu und fanden die Idee, den Refrain in Deutsch zu lassen, wirklich gut. Allerdings dachten wir, dass spätestens bei Napalm dann diese Idee endet, aber genau das Gegenteil war der Fall, die fanden es ebenfalls gut!
Kurz die Frage, wie ein Song im Hause Hammer King entsteht, erst die Musik, dann die Texte .. oder andersherum … oder mal so, mal so? Wie ich im Interview mit meinem Kollegen Markus Seibel gelesen habe, habt ihr die Arbeitsweise auch aus Zeitgründen ein wenig geändert, manchmal Zweier, ab und an Dreier-Gruppen? Welche vor und welche Nachteile birgt diese Arbeitsweise? Häufig ist es ja so, dass sich im Laufe der Zeit einige fürs Lyrische, andere für das Musikalische verantwortlich zeigen. Und wer war es für die abschließende Sirene bei „War Hammer“ (lach) ?
Wir haben uns von einer Basis-Demokratie zu einer gelenkten Demokratie entwickelt. Gerade der Wechsel zu Napalm war ein großer und wichtiger Schritt für uns. Und es kommt in diesem romantischen Business ab und auch das Angebot „du kannst mit der Band XYZ auf Tour gehen, Voraussetzungen dafür wäre aber ein neues Album. Und dann trennt sich ein wenig die Spreu vom Weizen, der eine hat für diese Arbeiten mehr Zeit als der andere, es gibt Menschen, die können auf Knopfdruck arbeiten, andere brauchen ihre Zeit. Die Sirene, im Übrigen eine World-War-Two-Sirene, ist im Prinzip ein Tribut an die Tour mit Mystic Prophecy. Diese eröffnen ihre Konzerte mit so einer Sirene und wir fanden, dass diese bei War Hammer perfekt passt.
„Future King“ und das aktuelle Album-Cover erinnert mich an die großen Taten von Hammerfall, andere beschreiben eure Musik als Teutoten-Metal a la Accept, wie bewertest du diese Aussagen?
„Ein Konzert der Pretty Maids steht noch auf meiner Bucket-List“
Ich finde solche Vergleiche immer schwierig, denke aber, dass wir heavyer sind als Hammerfall, würde unseren Stil ein wenig in Richtung Accept und den neueren Pretty Maids sehen.
Deine Stimme wirkt, und da muss ich den Kollegen vom Metal Hammer beipflichten, von Album zu Album variabler, hast du einen Gesangslehrer/Lehrerin, welcher dir einige Kniffe zeigt oder ist es wie bei vielen Dingen im Leben „leraning by doing“?
Die Hauptschuldigen, dass ich Sänger wurde, sind wohl in erster Linie Michael Kiske und Joe Elliot und Billy Idol. Ich hatte tatsächlich jahrelang Gesangunterricht in Saarbrücken bei einer Lehrerin, die vor vielen vielen Jahren unwissend die Zusammenarbeit mit den Scorpions nicht angenommen hatte. Ich selbst bin jemand, der ab der dritten Show so richtig abliefert, die ersten beiden Shows dienen noch der Eingewöhnung, ab der dritten Show läuft es dann ohne Probleme. Ich fange dann an, beim Singen zu entspannen und dieses wirkt sich positiv aus. Aber ich würde, wo wir beide gerade darüber sprechen, bald mal wieder die ein oder andere Stunde buchen, denn Singen ist so ein wenig wie die Renovierung der Golden Gate Bridge, wenn du hinten fertig bist, musst du vorne wieder anfangen.
Ihr habt euch im Jahr 2015 gegründet, habt zwischen 2015 und 2018 insgesamt drei Studio-Alben veröffentlicht, wart richtig im Flew … und dann kam die Corona-Pandemie und hat eine ganze Branche lahmgelegt. Heute denkt kaum noch einer daran, das normale Leben ist lange zurück, wie habt ihr bei einem Blick in den Rückspiegel diese Zeit damals erlebt?
Wenn ich ehrlich antworten soll, relativ unspektakulär, weil wir das Label exakt zu dieser Zeit gewechselt haben. Am Ende haben wir vielleicht ein halbes Jahr verloren, mehr nicht.
Euer neues Album ist auf einem aus meiner Sicht hervorragenden Platz 16 in den deutschen Albumcharts gelandet, wie zufrieden wart ihr mit dem Ergebnis, habt ihr diese Platzierung gefeiert oder ist so ein Thema für euch Musiker eher sekundär?
„höher ist immer besser als niedriger“
So richtig begeistert war ich beim Charteintritt von 21er-Album „Hammer King“, denn dieser Eintritt in den Top-50 war der allererste in unserer Historie. Das letzte Album „Kingdemonium“ platzierte sich auf Platz 17, nun einen Rang höher. Es freut uns, höher ist immer besser als niedriger, aber am Ende entscheiden da viele unterschiedliche Faktoren über solche Platzierungen. Da das neue Album aber wegen der Tour veröffentlicht werden musste, wurde nicht taktiert, umso erfreulicher war es dann, dass es Platz 16 wurde!
Letztes Thema Live-Gigs: Hier beim Rockharz-Festival habt ihr den zweiten Tag eröffnet, wie unglücklich ist es, wenn man bereits um kurz vor 12 Uhr auf die Bühne muss und eventuell nicht das komplett gefüllte Field vor der Brust hat? Habt ihr den Auftritt trotzdem genießen können?
Wenn ich ehrlich bin, waren vor zwei Jahren bei einer späteren Stage-Zeit weniger Zuschauer vor der Bühne als dieses Jahr bei diesem frühen Zeitpunkt. Auch die Signing-Session in diesem Jahr hatte weit mehr Resonanz als 2022. Dazu war das Infield zu einem so frühen Zeitpunkt schon richtig gut gefüllt, es war tatsächlich voll bis zum FOH-Pult, dann ist das ein Erfolg für uns, denn die sind tatsächlich wegen uns so früh zur Stage gekommen.
Beim Iron Fest Ende Mai war eure Setlist ist ein guter Ritt durch alle Alben, wie schwierig ist es, bei nur knapp 30 Minuten Songs auszuwählen und dabei nicht nur das neueste Album zu fokussieren?
„auch wenn die Spielzeit knapp war, es war die Mühe wert!“
Das Festlegen ist normalerweise katastrophal schwer, fiel bei einer Spielzeit von knapp 30 Minuten dann aber doch recht leicht, weil man die meisten Ideen streichen muss. Die beiden Opener stehen fest, der letzte Song ebenfalls, so blieben dann zwei noch übrig, die ausgewählt werden mussten. Die Spielzeit in diesem Jahr war extrem knapp, aber der Auftritt war jede Minute wert, ich hatte das Gefühl, dass wir ausschließlich Treffer gelandet zu haben!
Dem kann ich nur zustimmen! Patrick, das war es in aller Kürze, Danke, dass du dir für die Hardline Leser Zeit genommen, viel Spaß bei den weiteren Festival-Auftritten und bis nächstes Jahr mit neuen Songs im Gepäck (lach)
Text: Alexander Stock
Pic-Credits by Michael „Baalphemor“ Stahlschmidt / Baalphemor.de
Bandfoto-Credits by Christian Palm