Interviews

Pattern-Seeking Animals: Komplexe und eingängige Materie

Die Pattern-Seeking Animals sind eine Progressive Rock-Band aus Kalifornien, es gibt sie seit dem Jahr 2018. John Boegehold (Keys, Synths), Ted Leonard (Vocals, Gitarre), Dave Meros (Bass) und Jimmy Keegan (Drums) gehören zur Band. Alle Musiker sind entweder Mitglieder, Ex-Mitglieder oder Songschreiber von Spock’s Beard. Nun liegt mit „Spooky Action At A Distance“ das bereits vierte Album vor. Mastermind John Boegehold erklärt dem Hardline-Magazin die Hintergründe des Albums.

Hi John, es freut mich zunächst, dass du für das Hardline-Magazin Rede und Antwort stehst. Wie seid ihr auf den Album-Titel „Spooky Action At A Distance“ gekommen? Ich habe im Web recherchiert, dass die Phrase von Albert Einstein stammt.

Ja, das ist richtig, sie stammt von Albert Einstein und seiner Quantenphysik. Ich folge einer YouTuberin, die sich mit Physik auf populärwissenschaftlichem Niveau befasst. Ich selbst habe mit diesen Themen sonst natürlich wenig zu tun, aber diese Art der Darstellung gefällt mir sehr gut. Es geht bei dieser Theorie um Elementarteile, die Lichtjahre voneinander entfernt sind, aber trotzdem zusammen reagieren. Das hat alles nichts mit unserer Musik zu tun, ich fand die Phrase als Album-Titel allerdings spannend. 

Eure Musik ist anspruchsvoll und komplex, aber dabei auch eingängig. Wie schafft ihr es, diese Balance umzusetzen?

Ich mag seit meiner Jugend Progressive Rock, dabei liebe ich es aber auch, wenn ein gewisser Wiedererkennungswert in den Songs ist. Aus diesem Grund achte ich beim Komponieren immer zunächst darauf, dass ein Song eine eingängige Ausgangsbasis hat, wenn sich daraus dann komplexe Songstrukturen entwickeln, dann ist es gut. Wenn keine Komplexität entsteht, dann ist es aber auch okay für mich.

Der Song „Window To The World“ ist eure erste Single und es ist ein sehr eingängiger Song, auch das Video dazu ist durch seine Computer-Animationen eigentümlich und sehr gut gelungen. Was steht hinter dem Song und auch dem Video?

Den Song habe ich vor einigen Jahren mit zwei Kollegen komponiert und er ist mir letztes Jahr für dieses neue Album wieder in den Sinn gekommen. Ich habe ihn dann noch umgeschrieben und einige Dinge verändert. Ich bin glücklich, wie er nun geworden ist. Das Video haben wir deshalb durch Computer-Animationen realisiert, weil wir vier Videos produzieren wollen und unser Budget für Videos begrenzt ist. Wir haben deshalb einen Experten für entsprechend animierte Videos kontaktiert und er hat es für uns anspruchsvoll umgesetzt. Wir fanden die Idee sehr gut, denn wir wollten kein simples Video für den Song präsentieren, das lediglich unser Album-Cover zeigt.

„He Once Was“ ist ein 12-minütiger Song mit Rhythmus- und Tempowechseln, er beinhaltet auch ein tolles Saxofon-Solo. Mir ist die Länge des Songs zunächst nicht aufgefallen, weil der Song so abwechslungsreich ist. Was steht wiederum hinter diesem Song, musikalisch und textlich?

Ich hatte die Anfangsmelodie schon lange im Kopf und dachte zunächst an einen kurzen Song, mir sind dann aber immer mehr Ideen gekommen, sodass der Song so lang geworden ist. Das Saxofon-Solo finde ich auch super, das hat dort gut hineingepasst. Textlich beruht der Song auf dem Buch „Facemaker“ von Lindsey Fitzharris. Es geht dabei um Veteranen des 1. Weltkrieges, denen das Gesicht durch einen plastischen Chirurgen wiederhergestellt worden ist. Es wird dort auch der Fall eines entstellten Soldaten geschildert, der in seinen Heimatort nach dem Krieg zurückkommt. Das war die Inspiration für den Titel.

Ihr seid eine Band mit vier herausragenden Musikern. Wie verläuft bei euch der Songwriting-Prozess? Sind alle Musiker daran beteiligt?

Ich schreibe normalerweise alles allein, auf dem letzten Album hat Ted Leonard aber auch einiges dazu beigetragen. Er kann am besten schreiben, wenn er in persönlichen Schwierigkeiten ist, das ist ja bei einigen Musikern so. Es ist allerdings momentan bei ihm alles in Ordnung, sodass er dieses Mal nicht am Songwriting beteiligt gewesen ist. Möglicherweise ist er beim nächsten Album auch wieder als Songwriter aktiv.  

Einige Elemente eurer Musik erinnern mich an Folk-Musik, aber ich bin mir nicht sicher. Wie siehst du es?

Ich höre viele verschiedene Arten von Musik, zum Beispiel Hardrock, Progressive Rock, Folk, Country, Hip-Hop, Death Metal und habe keine Scheuklappen. Der mittlere Teil von „He Once Was“ hat definitiv Elemente von Folk-Musik, bei anderen Songs kann das auch sein.

Ich habe gelesen, dass ihr dieses Mal ein anderes Studio und einen neuen Produktionsprozess gewählt habt. Was ist anders gewesen? Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Bisher haben wir mit Rich Mouser im Mouse House zusammengearbeitet, er arbeitet für einige Progressive Rock-Bands als Toningenieur, Mixer und für das Mastering. Ich hatte schon immer die Überlegung gehabt, mal mit jemanden anderem zusammenzuarbeiten, aber ich habe Richs Arbeit immer sehr geliebt. Für die Aufnahmen dieses Albums stand Rich aber nicht zur Verfügung, denn er hat für andere Bands gearbeitet, sodass ich mich tatsächlich nach einem anderen Toningenieur umsehen musste. Ich habe ihn in Frank Rosato gefunden und es hat alles super funktioniert, er wohnt auch in meiner Nähe und hat dort sein Studio. Die ersten drei Alben mit Rich waren stilistisch recht ähnlich, dieses Mal haben wir insbesondere die Vocal-Arbeit geändert und dabei auch einige weibliche Background-Sängerinnen hinzugezogen.

„Spooky Action At A Distance“ erscheint als Doppel-CD mit einigen Bonus-Tracks. Warum erscheint das Album als Doppel-CD und was können die Fans an Bonus-Material erwarten?

Es ist kein großer Markt für Live-Alben mehr vorhanden, aber wir hatten tolles Live-Material aufgenommen. Wir konnten es nun auf die zweite CD bringen und so den Fans präsentieren, zusätzlich ist noch ein Studio-Track enthalten. Für die Erstauflage erscheint das Album als Digipack mit 2 CDs, später wird es eine Jewelcase-Edition geben, mit nur einer CD, dort wird dann auch der ergänzende Studio-Track mit enthalten sein.

Ich habe gelesen, dass du nicht Teil der Live-Aktivitäten der Band bist. Wird es eine Tournee geben und bist du dann mit dabei?

Ich mag nicht so gerne live spielen, ich arbeite meine Parts im Studio aus, aber ich bin nicht in der Lage es live angemessen umzusetzen. Die anderen Jungs in der Band sind einfach besser als ich, wenn es um Live-Auftritte geht, ich bin ausschließlich Studiomusiker. Wir haben für Live-Auftritte mit Walter Ino und Dennis Atlas zwei Gastmusiker engagiert. Momentan können wir noch nichts sagen wegen einer Tournee, es ist noch nichts gebucht.

Danke, John! Viel Erfolg mit dem neuen Album und „Keep on rocking!“

Text: Jörg Reiche