Interviews

Interview mit FEUERSCHWANZ: Wir spielen Power-Metal mit deutschen Texten!

Die im Jahr 2004 im Raum Erlangen gegründete Mittelalter-Rock/Metal-Band FEUERSCHWANZ hat bis zum heutigen Tag zehn Studio-Alben veröffentlicht, der letzte Longplayer „Memento Mori“ erreichte im Jahr 2021 zum ersten Mal in der Bandhistorie Platz 1 der deutschen Album-Charts. Zum neuen Album „Fegefeuer“ (VÖ: Ende Juli 2023) konnten wir bereits ein ausführliches Interview mit der Band führen (ist in unserer Hardline-Ausgabe 58 enthalten, hier zu bestellen: https://www.hardline-magazin.de/shop-2/ ), auf dem Rockharz-Festival in Ballenstedt nutzen wir erneut die Möglichkeit, uns mit dem Gitarristen Hans Platz über diverse Themen auszutauschen.

Hans, ganz lieben Dank, dass du dir kurz Zeit genommen hast! Seit 2011 platzierten sich all eure Alben in den deutschen Album-Charts, seit 2016 immer in den Top-Ten, das Album „Memento Mori“ aus 2021 sogar auf der Pole-Position. Auch wenn die Aussage-Kraft der Charts nicht mit der von vor 30 Jahren vergleichbar ist, freut man sich als Künstler über solch einen Erfolg und legt es die Erwartungslatte, wenn auch ungewollt, dann doch ein wenig nach oben? Verspürt man ein wenig Druck beim Kreieren von neuen Songs nach so einem Erfolg?

Hans Platz: Gefeiert haben wir diesen Erfolg mit allen incl. Crew und Techniker bei unserem Sänger Hodi mit vielen Getränken bis tief in die Nacht. Als Musiker kann sagen, dass ein Nummer Eins Album schon eines der großen Ziele am Horizont, welches immer ein wenig unerreichbar schien. Und klar, der Druck ist ein wenig da, denn wenn man es einmal geschafft hat, möchte man diesen Erfolg gerne wiederholen. Aber als Band in unserer Größe und aus unserem Genre kann man so etwas niemals planen, wir sind weder Taylor Swift noch Metallica. Es gehört da dann auch immer ein wenig Glück dazu, hat mehrere Umstände, die eine solche Position an der Spitze beeinflussen. Was ich aber versprechen kann, ist, dass wir immer alles dafür geben, gute Musik zu schreiben und gute Videos zu machen, alles andere liegt nicht in unseren Händen.

das neue Album „Fegefeuer“

Ich konnte euch vor einigen Jahren beim Metal Hammer Paradise live erleben und muss sagen, dass der Sound von damals mit dem aktuellen eher weniger zu tun hat. Gerade mit dem 2021er-Album „Memento Mori“ und jetzt mit dem neuen Album „Fegefeuer“ habt ihr den Härtegrad schon ordentlich angehoben. Auch wenn es lyrisch andere Themen sind, geht der neue Sound schon ein wenig in Richtung Saltatio Mortis, so zumindest mein Eindruck ….

Hans Platz / Photo-Credit by Stefan Heilemann

Hans Platz: Es ist definitiv ein Wandel bei uns passiert, ob es nun in Richtung Saltatio Mortis geht, weiß ich nicht ganz so genau. Ich selbst sehe und als Power-Metalband mit deutschen Texten und Folkinstrumenten. Es kommen also mehrerer Genres zusammen, was uns so ein wenig Unique macht. Gerade Power-Metal mit deutschen Texten kommt nicht allzu häufig vor. Und diese Kombi funktioniert sogar im Ausland, so zum Beispiel auf Festivals in Spanien und Tschechien. In Spanien wurden wir nach 2022 auch dieses Jahr wieder gebucht, letztes Jahr haben wir das Festival eröffnet, dieses Jahr spielen wir den Slot direkt nach dem Headliner Megadeth.

Das neue Werk „Fegefeuer“ sprudelt nur so vor Songs mit Live-Potential. Achtet ihr, vielleicht auch unbewusst, beim Kreieren der Songs darauf, dass diese auch live funktionieren?

Hans Platz: Wenn wir „live on stage“ sind, implementieren wir immer noch C-Teile in die Songs, dass die Fans mitgenommen werden, aber direkt beim Songwriting planen wir dieses nicht. Und natürlich unterscheiden sich Studio-Lieder von den live-gespielten, was aber klar ist, weil man im Studio doch mehrere Instrumente pro Track aufnehmen kann, während man bei Live-Gigs mir ein Instrument zurzeit bedienen kann

Über all die Jahre habt ihr euch eine immer größere Fanbase erspielt, was man mittlerweile auch an den Stage-Zeiten bei den Festivals erkennen kann, du hattest es eben erwähnt. Im letzten Jahr habt ihr zum ersten Mal auf einer der Hauptbühnen in Wacken gespielt, hier beim Rockharz seid ihr einer der Headliner. Wie schwer ist es gerade auf Festivals, eine Setlist zu erstellen? Denn so eine Setlist sieht ja dann doch ein wenig anders aus, als wenn man als Headliner in den Hallen unterwegs ist, oder irre ich da?

Hans Platz: Da liegst du richtig. Die Setlist wird meist durch unsere beiden Sänger erstellt. Wir haben pandemiebedingt mittlerweile drei Alben, die wir Live noch nicht wirklich präsentiert haben, präsentieren konnten. Diese drei Alben sind „Das Elfte Gebot“, Memento Mori“ und das kommende „Fegefeuer“.  Wir versuchen immer einen dramaturgisch guten Bogen über die 60 oder 90 Minuten zu spannen

Sänger Hodi auf dem Rockharz-Festival 2023 / Photo-Credit by Alexander Stock

Apropos Festival bzw. Livekonzerte, gibt es da Lieblingsorte, wo ihr am liebsten spielt? Wacken stelle ich mir als Künstler extrem bombastisch vor, hier beim Rockharz finde ich es als Zuschauer extrem charmant, weil es mit 15.000 Zuschauern noch ein wenig übersichtlicher als zum Beispiel bei Rock am Ring zugeht. Dann gibt es noch Locations wie die Loreley, die einfach traumhaft eingebettet liegt und diverse andere tolle Orte ..

Hans Platz: Die Location am Berg der Loreley ist natürlich legendär, ist aber schon eine ganze Weil eher, dass wir dort gespielt haben. Und Wacken war natürlich bombastisch, da spielten wir zum ersten Mal auf der Mainstage, dann gleich nachts und dann nach Slipknot, was will man mehr? Eines unserer Highlights ist das Summer Breeze, ein Festival was zuschauertechnisch auch noch überschaubar ist, nicht zuuu groß und es liegt nicht weit entfernt von unserer Heimat. Last but not least möchte ich noch das Feuertanz-Festival auf der Burg Abenberg in Franken nennen, ein Mittelalter-Festival, welches eine wirklich wunderbare Atmosphäre hat.

Photo-Credit by Stefan Heilemann

Kurz einen Step zurück, in die Phase eures Albums „Das Elfte Gebot“ aus dem Sommer 2020, einer Zeit, wo die Corona-Pandemie die Welt fest im Griff hatte, nichts ging mehr. Wie habt ihr diese Phase erlebt, eine Phase, wo Live-Gigs nicht funktionierten, ergo die Platte nicht betourt werden konnte …

Hans Platz: Uns war tatsächlich nicht langweilig! Wir haben, wie geschildert, zwei Studio-Alben veröffentlicht, dazu haben wir zwei online Shows aufgeführt. Diese beiden Shows wurden gefilmt und live ins Internet übertragen. Die Reaktionen darauf waren unglaublich, die Kommentare, die wir dazu erhalten haben, waren wirklich herzerwärmend. Auch die Summe, die gespendet wurde, hat uns extrem demütig gemacht. Dazu wir haben im tiefsten Lockdown ein Video gedreht, denn wir sind als Musiker sozusagen die Clowns, die den Job haben, auch weiterhin die Leute zu unterhalten. DAS war der Grund, warum wir weiter das gemacht haben, was wir am besten können: Musik zu machen und die Leute zu unterhalten.

Letzte Frage, auf eurer Homepage konnte ich erkennen, dass ihr dieses Jahr noch auf einigen Festivals am Start seid, eine eigene Tour gibt es aber erst ab April 2024, obwohl das Album am 21. Juli 2023 das Licht der Welt erblickt. Gibt es einen speziellen Grund dafür, dass es nicht ab Herbst für euch losgeht?

Hans Platz: Dieser spezielle Grund ist, dass wir gerade unsere Solo-Tour zum letzten Album beendet haben und wir jetzt die Festival-Saison spielen. Unser neues Werk „Fegefeuer“ werden wir dann ab Frühjahr 2024 betouren, so hat das Album genügend Zeit, um zu atmen (lacht).

Hans, das war es in aller Kürze, ganz lieben Dank, viel Erfolg für das neue Album, bleib gesund!

Text: Alexander Stock

Cover-Foto: Photo-Credit by Stefan Heilemann