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Depeche Mode – „Memento Mori“

Depeche Mode

„Memento Mori“

Columbia International (Sony Music)

Das insgesamt 15. Studioalbum ist der erste Longplayer in der langen History von Depeche Mode, welches in zweiköpfiger Besetzung veröffentlicht wird. Getauft wurde der neue Silberling auf den (der Situation um Andy Fletchers viel zu frühen Tod im August 2022 passenden) Namen „Memento Mori“, er enthält zwölf neue Songs bei einer Gesamtspielzeit von über 50 Minuten. Das neue Album kann aber noch als gemeinsames Baby von Dave Gahan, Martin Gore und dem an einer Aortendissektion, einem Riss in der Hauptschlagader verstorbenen Keyboarder Andy Fletcher bezeichnet werden, denn das neue Werk war zu diesem Zeitpunkt so gut wie fertig. Auf „Memento Mori“ finden Depeche Mode zurück zu ihren stärksten Zeiten, das Album strotzt nur vor starken Songs, die auch nach dem zehnten Durchlauf nichts von ihrer Spannung verloren haben, ganz im Gegenteil. Elektronische Klänge (und ab und zu auch eine E-Gitarre) treffen auf die wieder einmal grandiose Stimme von Mr. Gahan, bei der die Phrase „je oller, je doller“ komplett zutrifft. Es ist wirklich erstaunlich, was Dave für ein Stimmvolumen, was für eine Stimmfarbe er auch im Jahr 2023 hat, gerade wenn man an seine Vergangenheit (Suizidversuch, seinem Beinahe-Drogentod sowie seiner Krebsdiagnose vor einigen Jahren) denkt, Chapeau! Lyrisch werden bei den Songs die Themen Tod, Trauer, Einsamkeit, Schmerz, Sehnsucht, Zweifel, Enttäuschung, Abschied und Demut behandelt, dieses allerdings musikalisch in typischen Depeche Mode-Stil und weit weniger traurig, wie es die Texte vermuten lassen, umgesetzt. Subjektiv betrachtet ist „Memento Mori“ das stärkste Album seit dem 2005er Longplayer „Playing The Angels“, weil es zum einen komplett ohne Füller auskommt (einzig das abschließende „Speak To Me“ ist ein wenig sperrig), zum anderen mit Highlights wie „Wagging Tongue“ (grandios !!), der ersten Single-Auskopplung „Ghosts Again“, „Caroline’s Monkey“, „People Are Good“ (hätte auch auf „Construction Time Again “ enthalten sein können) oder „Always You“ aufwartet. Man kann gespannt sein, welche Songs es in die Setlist der Live-Gigs schaffen, verdient hätten es eigentlich alle. Zum Schluss noch eine kurze Bitte in Richtung Dave & Martin: Diese Form beibehalten und – wenn möglich – nicht wieder sechs lange Jahre Zeit lassen.

(9,5/10 – AS)