Interviews

Das Interview mit YEAR OF THE GOAT – Die gute Nachricht von „blasphemischen“ Ideen ohne Hokuspokus

Die Okkult Doom Rocker von YEAR OF THE GOAT, gegründet 2012 im schwedischen Norrköping, veröffentlichten bislang drei Studio-Alben, die letzten beiden („The Unspeakable“ & „Novis Orbis Terrarum Ordinis“) bei Napalm Records. Nachdem das letzte Album auch coronabedingt nicht wirklich betourt werden konnte, hatte die Band um Gitarrist und Sänger Thomas „Sabbathi“ Erickson und Mellotronist Pope im November 2021 dann die Möglichkeit, beim Metal Hammer Paradise am Weissenhäuser Strand Songs aus allen Alben vorzustellen. Wir vom Hardline Magazin nahmen die Möglichkeit wahr und trafen die Herren an der Ostseeküste …

Hardline: Hallo Gentlemen, danke, dass ihr euch einen kurzen Moment für unsere Leser nehmt! Bevor wir zum aktuellen Album und dem heutigen Live-Auftritt kommen, kurz einen Step zurück. Euer Debütalbum stammt aus dem Jahr 2012, drei Jahre später folgte dann mit „The Unspeakable“ und nach weiteren vier Jahren, 2019 eurer letztes Album „Novis Orbis Terrarum Ordinis“, welches mir persönlich am besten gefallen hat. Wie kommt es, dass ihr euch als doch recht neue Band drei bzw. vier Jahre Differenz zwischen den eigentlich wichtigsten Alben von Bands lasst und nicht Alben im Zwei-Jahres-Takt veröffentlicht?

Thomas Erickson: Dieses ist recht einfach zu erklären, weil Luzifer uns es so mitgeteilt hat.

HL: Ahhhh, das ist natürlich nachvollziehbar. Was genau hatte er denn damals so von sich gegeben (lacht)?

Thomas Erickson: Also, das erste Album von uns wurde im Dezember 2012 veröffentlicht, im Prinzip zum Ende dieser Welt. Genau so wurde es ja vom Kalender der Maya beschrieben, aber, wenn man es jetzt so neun Jahre später betrachtet, ist dieses nicht wirklich eingetreten. Man könnte meinen, dass wir einem vorherbestimmten Muster folgen, wie eine unendliche Reihe mit Begriffen, die die aufeinanderfolgende Potenz von zwei sind, zumal die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Album eher im Bereich von zweieinhalb Jahren lag, was eine Folge von 1, 2, 4 ergibt. Wenn es vorhersehbar wäre, würde das nächste Album im Jahr 2027 erscheinen, um die Sequenz 1, 2, 4, 8 zu erfüllen. Es ist uns von einem Wesen offenbart worden, das uns unter dem Namen Lucem Ferre, Luzifer, dem Lichtbringer, bekannt ist, und vielleicht ist es so und folgt keinem anderen Muster. Vielleicht ist es nicht wichtig, wichtig ist aber, das alternative Evangelium zu verbreiten, die gute Nachricht von „blasphemischen“ Ideen, die den Gnostikern bekannt sind, dass der Gott der Bibel in Wirklichkeit der Böse ist.

Thomas Erickson

HL: Okay …., nehme ich mal so mit. Kommen wir zum aktuellen Album „Novis Orbis Terrarum Ordinis“, hier gefallen mir vor allem „Superbla“, „Gula“ und „Avaritia“, welches mit tollem Gitarrenparts am Anfang ausgestattet wurde. Mit „Ira“ ist ein über neun Minuten langer Track auf dem Album, mit „Subicio“ habt ihr sogar einen 14 Minuten langen Song dabei. Ich selbst war nie in einer Band, habe nie einen Song kreiert, wie arbeitsintensiv sind so epische Songs und wo sind die signifikanten Unterschiede zu den normalen vier Minuten Songs?

Thomas Erickson: Für mich als Songwriter sind die epischen Songs einfacher als die kurzen Tracks. Bei den kurzen Tracks tue ich mich extrem schwer, die Melodien aber auch die Texte zu kreieren, auch habe ich immer diverse Riffs in meinem Kopf, die ich gerne unterbringen möchte und das geht bei den langen Songs viel besser.

HL: Wie entsteht überhaupt ein Song bei YEAR OF THE GOAT? Zuerst die Melodie, dann der Text? Last but not least, wer ist für die Musik, wer ist bei euch für die Texte zuständig, oder kreiert ihr die Songs als Band gemeinsam?

Thomas Erickson: Sehr häufig starten wir mit einem Riff, mit einer Melodie, danach schreiben wir dann den Text. Aber nagle mich nicht darauf fest, ab und an ändert sich dieses. Ich fertige dann das Demo an und wir finishen dieses dann mit der gesamten Band, es ist bei uns keine Diktatur!

HL: Die Corona-Pandemie hat vielen Bands die Aufnahmen zu den aktuellen Alben erschwert, ein gemeinsames Treffen im Studio war schwierig, teils unmöglich. Wie weit seit ihr mit den Arbeiten an dem Nachfolger von „Novis Orbis Terrarum Ordinis“? Können die Fans auf ein Album im Jahr 2022 hoffen?

Thomas Erickson: Ein neues Album wird definitiv in 2022 erscheinen, wir sind mit den Arbeiten an den Songs schon sehr weit.

HL: Dann sind wir mal gespannt, was da an Songs auf uns zukommt. Die Presse beschreibt euren Stil mit Okkult Rock, was heißt Rockmusik mit diversen Einflüssen, für mich ist es einfach Rock, gute Rockmusik ohne Schublade, wie beschreibt ihr den Stil von YEAR OF THE GOAT?

Pope: Wir würden unsere Musik ganz einfach als klassische Rockmusik bezeichnen. Wir haben mit Jesus nicht wirklich viel am Hut, eher mit dem Satan. Auch glauben wir nicht an Magie und den ganzen Hokuspokus, vielleicht sehen uns die Menschen ein wenig in der Okkult Ecke.

Pope

HL: Dann eine Frage, die ich stellen muss, ich weiß, ich bin wahrscheinlich nicht der erste, aber wer ist von euch auf diesen doch ungewöhnlichen Namen gekommen und … warum dieser Name?

Thomas Erickson: Es kommt von der Azazel-Ziege, die den Teufel an Jom Kippur repräsentiert, die Ziege für Azazel. Es gibt auch einen Ziegenbock, der für Jahwe geopfert wird. In der Geschichte von Jesus, dem Sohn des Vaters, steht er für den Ziegenbock, der dem „HERRN“ geopfert wird, und Barabbas (aramäisch: Sohn des Vaters „Bar-Abba“) steht für den Ziegenbock für Azazel, der in die Wüste geschickt wird. Das Jahr des Ziegenbocks ist ein Tribut an blasphemische Ideen…

HL: Thema Live, die Pandemie hat nicht nur die Aufnahmen erschwert, Live-Performances waren nahezu unmöglich, heute nun das Metal Hammer Paradise, welches trotz steigender Infektions-Zahlen stattfindet. Ist man nach so einer längeren Bühnen-Abstinenz doch ein wenig aufgeregt, wenn man auf die Bühne klettert oder ist Aufregung für euch ein Fremdwort?

Thomas Erickson und Pope: Ganz ehrlich? Fakt ist, dass es knapp zwei Jahre her ist, dass wir live spielen konnten, aber es fühlt sich nicht wirklich so lange an. Es ist so, als wenn wir vor zwei Wochen das letzte Mal live performt haben. Es hat unheimlich Spaß gemacht, gerade auch die neuen Songs vorzustellen … und natürlich dazu dann unseren riesengroßen Katalog an Hits (lachen).

HL: Vor allem wegen der ganzen Hits war es so voll, hahaha. Dann wollen wir alle hoffen, dass sich diese immer noch missliche Lage für alle irgendwann mal wieder ein wenig entspannt und ihr dann sowohl neue als auch ältere Songs live präsentieren könnt. Das war es von meiner Seite, vielen Dank für eure Zeit, vor allem, bleibt weiter gesund! Die letzten Worte gehören euch …

Thomas Erickson: Danke dir, dass du, dass das Hardline sich Zeit für uns genommen habt, bleibt alle gesund, wir sehen uns in 2022!

Jonas Mattson (Gitarre, Anm. d. Red.): Meine ersten und zugleich letzten Worte: Manowar kills posers with steel.

vlnr: Pope/Thomas Sabbathi/Alexander Stock (Hardline)/Joona Hassinen/Jonas Mattson

Text: Alexander Stock

Photo credit: Rachel Daucé/The Road Crew