Das große Asking Alexandria Interview: „Wir hatten uns ein wenig verirrt …“
Gegründet 2003 als Amongst Us vom Gitarristen Ben Bruce in Dubai, feierte die Band ab 2007 unter dem Namen Asking Alexandria weltweit Erfolge. Nach inzwischen sieben Alben (dem letzten „Like a House on Fire“ aus dem Jahre 2020) steht das Quintett jetzt im Herbst 2021 mit dem neuesten Longplayer, getauft auf den Namen „See What’s On The Inside“, an der Startlinie. Wir vom hardline hatten die Möglichkeit, uns mit Bandgründer und Lead-Gitarrist Benjamin Paul Bruce, kurz Ben Bruce, ausführlich zu unterhalten …
Hallo Ben, einen schönen guten Tag und vielen Dank, dass du dir ein wenig Zeit für unsere Leser nimmst! Zuerst einmal möchte ich euch meinen Respekt für ein wirklich großartiges, neues Album, aussprechen, well done! Aktuell beeinflusst die Pandemie immer noch die gesamte Musikindustrie. Mir ist aufgefallen, dass zwischen dem Vorgänger „Like A House On Fire“ und dem jetzigen „See What’s On The Inside“ nur zirka 15 Monate lagen. Welchen Ausschlag gab Corona bei den Aufnahmen des aktuellen Albums „See What’s On The Inside“? War die kurze Spanne zwischen den beiden Alben die Folge dieser aktuellen Lage?
Ben Bruce: Hallo Alex, sehr gerne und es freut mich zu hören, dass dir unser neues Album gefällt. Zu deiner These: Absolut, ja. Diese Auszeit, zum ersten Mal in unserer Karriere, hat es uns ermöglicht, uns wirklich hinzusetzen und über die Band und uns selbst nachzudenken. Wir haben beschlossen, dass wir uns ein wenig verirrt hatten und uns als Band, als Freunde und als Musiker wieder zusammenfinden wollten, um gemeinsam ein Album zu schreiben, das uns wieder mit unseren Wurzeln und den Bands in Verbindung bringt, in die wir uns als Kinder verliebt haben!
Hardline: Dieses ist aus meiner Sicht gelungen. Und wie ihr es selbst auch eingeschätzt habt, habt ihr beim letzten, doch recht poppig geratenen Album „Like A House On Fire“ einiges an Kritik abbekommen. Auf dem neuen Longplayer geht’s dann wieder ein wenig mehr zur Sache …
Ben Bruce: Wir wurden für unser letztes Album kritisiert, aber wir haben auch viel Lob für unser letztes Werk bekommen. Letzten Endes ist Kunst, egal in welcher Form, subjektiv und offen für die Interpretation desjenigen, der sie konsumiert. Einigen Leuten wird ein bestimmtes Kunstwerk gefallen und anderen nicht. Unser neues Album „See What’s on the Inside“ ist ein ganz neues Kunstwerk. Ja, es ist definitiv viel metallischer und rockiger. Wir haben uns bei diesem Album nicht auf Synthesizer und Computerprogrammierung verlassen, wir haben diesmal einfach die Instrumente und den Gesang sprechen lassen!
Hardline: Wie geht ihr selbst mit Kritiken um, nimmt man diese unterbewusst mit in die Arbeiten am Nachfolger?
Ben Bruce: Wie ich schon sagte, hat jeder eine Meinung, wenn es um Kunst geht, das ist einfach Teil des Prozesses. Natürlich können wir als Band nicht jeden glücklich machen. Das Wichtigste ist, dass wir Spaß an dem haben, was wir schaffen, und dass wir uns mit dem, was wir spielen, identifizieren! Wenn andere Leute das, was wir machen, auch lieben, ist das natürlich ein Bonus, für den wir sehr dankbar sind. Und wenn einige Leute nicht mögen, was wir spielen, ist das auch in Ordnung! Es ist schön, ein Gleichgewicht zu finden zwischen dem, was wir gerne machen, und dem, was die Leute gerne von uns hören. Also, ja, wir hören auf unsere Fans und lassen Aspekte davon in den Schreibprozess einfließen, was einer der Gründe ist, warum wir auf diesem Album keine Synthies etc. haben und uns auf die Hauptinstrumente konzentrieren.
Hardline: Wie entsteht im Hause Asking Alexandria eigentlich ein Song? Kreiert ihr zuerst die Texte und legt dann die Melodie drüber, oder entstehen erst die Riffs und ihr schreibt dann die passenden Texte dazu?
Ben Bruce: Meistens fängt ein Song mit einer Riff-Idee oder einer Akkordstruktur an und geht dann von dort aus weiter, aber das kann variieren.
Hardline: Insgesamt befinden sich auf „See What’s On The Inside“ zehn neue Songs bei einer Gesamtspielzeit von knapp über 40 Minuten, gab es weitere Songs, die es nicht aufs Album geschafft haben und wenn, was passiert mit diesen?
Ben Bruce: Wir haben die 10 Songs ausgewählt, von denen wir das Gefühl hatten, dass sie das Album am besten repräsentieren und den Hörer auf eine Reise mitnehmen. Es gibt noch einige andere tolle Songs, die es nicht auf diese Etappe der Reise geschafft haben, aber wir werden sie sicher zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlichen.
Hardline: Gibt es Bands, die ihr als eure Vorbilder bezeichnen würdet und die Einfluss auf die Art und Weise eurer Musik haben? Bei „You’ve Made It This Far” dachte ich stilistisch, gerade bei den Chören, vor allem an die guten Zeiten von 30 Seconds To Mars ….
Ben Bruce: Es gibt so viele unglaubliche Künstler, zu denen wir aufschauen, die unser Songwriting beeinflusst haben. 30 Seconds To Mars ist definitiv eine Band, die wir alle sehr mögen. Auch Bands wie Metallica, Pantera, Nirvana, Soundgarden, The Beatles, Aerosmith, Led Zeppelin….die Liste ist endlos!
Hardline: Viele der neuen Songs können auch problemlos im Radio gespielt werden (bei den Rock-Radio-Sendern), haben hymnische Refrains, die auch live problemlos funktionieren sollten. Achtet ihr – eventuell auch unbewusst – beim Kreieren der Songs darauf, dass diese entsprechend bei den hoffentlich bald wieder stattfindenden Gigs funktionieren?
Ben Bruce: Zu 100% denken wir immer an die Liveshow und wie sich die Songs live umsetzen lassen. Die Live-Situation ist der Ort, an dem die Songs wirklich zu neuem Leben erweckt werden.
Hardline: Seit „Stand Up and Scream“ platzieren sich alle Alben von euch in den Album-Charts der USA, teilweise sogar in den Top-Ten. Ist man jedes Mal wieder stolz, dieses zu erreichen? Verleiht eine hohe Chartpositionen eventuell sogar einen unbewussten Druck an die neue Produktion oder ist dieses ganze „Chart-Ding“ eher semi interessant für euch als Band?
Ben Bruce: Ich denke, unterbewusst sind Auszeichnungen und Errungenschaften wie hohe Chartplatzierungen etwas, das sich in deine Gedanken einschleicht und dir das Gefühl gibt, dass du Dinge auf eine bestimmte Art und Weise tun musst, um weiter zu wachsen und Erfolg zu haben. Aber ehrlich gesagt, vor allem, weil wir älter geworden sind, ist uns dieses Zeug nicht mehr so wichtig. Es gibt so viele Dinge im Leben, denen man mehr Aufmerksamkeit schenken sollte, wie Familie, Liebe, Gesundheit und Glück, und die Positionen in den Charts fallen für uns nicht wirklich in eine dieser Kategorien!
Hardline: Wie sind jetzt die weiteren Pläne bei Asking Alexandria? Ich konnte auf eurer Homepage sehen, dass ihr einige Gigs in eurer Heimat spielt. Ist eine große Tour in Planung, oder wartet ihr aufgrund der immer noch unklaren Lage noch ab?
Ben Bruce: Wir hoffen, dass wir so schnell wie möglich nach Großbritannien und Europa zurückkehren können. Unsere Pläne sind, uns sehr darauf zu konzentrieren, mehr in Großbritannien/Europa zu touren und so viel Zeit wie möglich dort zu verbringen. Das ist eine große Priorität für uns in diesem neuen Albumzyklus.
Hardline: Hier in Deutschland dürfen so langsam, aber sicher die Hallen wieder bespielt werden, häufig allerdings nur mit der 2G-Regel (Geimpft oder Genesen), wie sind die Vorgaben in den USA für Konzerte?
Ben Bruce: Ich denke, hier ist die Situation sehr ähnlich, man muss geimpft sein oder einen negativen Covid-Test nachweisen.
Hardline: Dann drücken wir uns allen mal die Daumen, dass sich die Lage langsam, aber sicher weiter entspannt. Ben – ganz lieben Dank für die investierte Zeit, viel Erfolg mit dem neuen Album, viel Spaß bei den Live-Gigs, vor allem aber: Bleibt alle gesund! Die letzten Worte sind jetzt eure ….
Ben Bruce: Vielen Dank euch allen! Wir können es wirklich kaum erwarten, wieder nach Deutschland zu kommen, wir vermissen euch! Bleibt sicher da draußen!
Text: Alexander Stock
Asking Alexandria – Alone Again (Official Music Video) – YouTube