Das große Interview mit den Dark-Metallern von INHUMAN: „Ein Breiter Horizont“
Text: Alexander Stock
Sie kommen aus der Kleinstadt Silves, welche ganz im Süden Portugals, am Fluss Arade liegt, gründeten sich im Jahre 1992: die Dark-Metal-Band Inhuman. Ab Mitte der neunziger Jahre veröffentlichten die Portugiesen zwei Studio Alben („Strange Desire“ (1996) und „Foreshadow“ (1998)), bevor es zu internen Schwierigkeiten, musikalische Differenzen kam und sich die Band trennte. Nachdem 2016 dann eine Sonderausgabe auf Chaosphere Recordings veröffentlicht wurden, leckte die Gruppe frisches Blut, was am Ende dazu führte, dass mit „Contra“ ein neuer Silberling entstand. Über dieses Ereignis und mehr konnten wir uns mit Sänger Pedro Garcia ausführlich unterhalten …
Hardline: Hallo Gentlemen, guten Tag und Danke, dass ihr euch kurz Zeit für unsere Fragen nehmt
Pedro Garcia: Kein Problem, es ist immer ein Vergnügen, über unsere Musik zu sprechen.
HL: Zuerst meinen Glückwunsch zu eurem großartigen dritten Album „Contra“, sehr gut gelungen mit jeder Menge tollen Songs. Meine Favoriten sind „Chaotic Nothing“, „The Flames Of Secret Shame“, “Ravening” und “Sacrodrama”.
PG: Danke schön! Einige von denen, die du erwähnt hast, gehören auch zu meinen Favoriten, aber alle sind auf ihre eigene Art besonders, denke ich. Das Album ist sehr abwechslungsreich, was wir für eine tolle Sache halten. Der Hörer wird sich nicht langweilen, denn es hat Dunkelheit, Drama, Melodie und Härte und sogar zwei Songs in unserer Muttersprache, in Portugiesisch, was für uns eine neue Sache ist und wir haben diese Erfahrung wirklich genossen.
HL: Wenn man eure Biografie durchliest, fällt sehr schnell auf, dass zwischen dem zweiten Album „Foreshadow“ und jetzt „Contra“ 22 Jahre Differenz sind. Wie kam es zur Trennung nach dem zweiten Album und warum hat es so ewig lange gedauert, bis ihr wieder zusammen Musik kreiert? Und …. Was habt ihr in den Jahren dazwischen gemacht?
PG: Wenn ich mich richtig erinnere, dauerte die Veröffentlichung unseres zweiten Albums, „Foreshadow“, ein bisschen zu lange. Wir beendeten die Aufnahmen im August 1997 und die Veröffentlichung war im Juli 1998, glaube ich. In dieser Zeit hat Music For Nations versucht, das Album weltweit zu lizenzieren und wollte uns danach in ihren Reihen haben. Music For Nations war damals ein Traum für jede Metalband, es gab Bands wie Paradise Lost oder Cradle Of Filth und unser Label in Portugal war mit den Bedingungen nicht einverstanden, also kam der Deal nicht zustande. Das hat uns sehr betroffen gemacht, es war eine sehr große Chance, die andere außerhalb der Band uns nicht haben zukommen lassen. Danach war ich ein bisschen frustriert und meine Auftritte litten darunter, also war ich raus aus der Band. Die Band machte eine Weile mit einem anderen Sänger weiter und lief wirklich gut, aber später gab es einige Unstimmigkeiten und die Band wechselte wieder Mitglieder, bis sie ihre Aktivitäten beendete. Später im Jahr 2007 kehrten wir mit einem neuen Schlagzeuger und einem neuen Keyboarder zurück, hatten einige Konzerte, nahmen ein 3-Track-Demo auf, aber die Dinge funktionierten nicht zwischen uns, also beendeten wir es wieder. Erst 2016 beschlossen wir, die klassische Besetzung wieder zusammenzubringen und einige Konzerte zu spielen, um das 20-jährige Jubiläum unseres ersten Albums zu feiern. Dann funktionierten die Dinge und wir beschlossen, weiterzumachen und neue Songs für ein drittes Album zu schreiben. Das Schreiben ging gut voran und das Ergebnis ist hier, unser drittes Album, Contra. In den Jahren zwischen unserer Bandaktivität hatten wir unsere Jobs, unsere Familien, unsere Kinder, einfach ein normales Leben.
HL: Wenn ich eure Musik höre, denke ich an Gruppen wie Moonspell und Paradise Lost, euch würde ich in der Mitte ansiedeln, welche Gruppen haben Einfluss auf euren Stil?
PG: Ich denke nicht, dass wir überhaupt von Moonspell beeinflusst werden. Es ist eine Band, die wir alle respektieren, wir, die Portugiesen, haben alle Gründe, stolz auf sie zu sein, für das, was sie erreicht haben, für all ihre harte Arbeit und natürlich für all ihr Talent. Was Paradise Lost betrifft, so war das natürlich einer der Pioniere dieses Genres und es ist eine Band, die immer exzellente Songs schreibt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass sie uns nicht beeinflusst haben, Gothic Metal zu spielen, aber ich glaube nicht, dass wir ihr Zeug heutzutage so regelmäßig hören. Unser Horizont ist ein bisschen breiter…und wir wollen auch härtere und schnellere Songs haben, einige davon mit Death-Metal- und sogar Black-Metal-Elementen und natürlich hören wir auch verschiedene Arten von Musik, nicht nur Metal. Wir lassen uns vielleicht sogar von Dingen beeinflussen, die wir gar nicht kennen.
HL: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Songs zu kreieren, wie geht ihr vor, zuerst die Melodie dann die Lyrics? Und wer ist für die Musik zuständig und wer schreibt die Texte?
PG: Auf diesem Album wurde die Musik hauptsächlich von unserem Gitarristen, João Pedro und Diogo Simões geschrieben, auch unser Keyboarder hatte seinen Beitrag. Die Arrangements werden mit Ideen aus der ganzen Band gemacht und dann entstehen die Songs. Ich habe alle Texte geschrieben, einige davon vor der Musik, aber den größten Teil davon, als die Riffs zusammengesetzt waren. Es ist sehr wichtig für uns, dass die Musik und die Texte perfekt miteinander verbunden sind, also ist die Reihenfolge des Erscheinens nicht wichtig, sondern den richtigen Text im richtigen Song zu haben.
HL: Wie lange haben die Aufnahmen zu „Contra“ insgesamt gedauert und wie viele Songs habt ihr dafür produziert? Meist sind es ja einige mehr als die, die es dann am Ende auf das Album geschafft haben?
PG: Für die Aufnahmen haben wir 13 Tage gebraucht, dann noch ein paar Wochen für den Mix und das Mastering. Wir haben nur die 10 Songs fertiggestellt, die auf dem Album enthalten sind. Das waren die für dieses Album und nichts anderes. Wenn eine Idee nicht gut ist, dann wird daraus kein Song, also war es das!
HL: Nun bringt ihr Euer Comeback Album mitten in der zweiten Corona Well heraus, in einer wirklich speziellen Zeit, wo man das Album noch nicht einmal live präsentieren kann, wie empfindet ihr gerade die Zeit, war eine Verschiebung im Gespräch und wie sind eure kurzfristigen Pläne?
PG: Wir haben lange darauf gewartet, dieses dritte Album zu veröffentlichen, wir wollten es dieses Jahr veröffentlichen, trotz dieser ganzen Pandemie. Natürlich leiden wir unter dieser Situation und können nicht in den üblichen Veranstaltungsorten live spielen, aber wir sammeln Anstrengungen, um vielleicht nächstes Jahr in einem kleinen Theater oder einem Raum zu spielen, der uns das erlaubt. Wir müssen kreativ sein und vielleicht neue Dinge ausprobieren und auf die Zeit warten, in der es möglich sein wird, live zu spielen, wie wir es kennen. Im Moment sind alle Promo-Veranstaltungen, wie Interviews in der Presse und im Radio, das, was wir tun. Das ist ein übliches Problem für viele Bands, also denken wir, dass es auch eine Zeit ist, nach neuen Möglichkeiten zu suchen.
HL: Dann seit ihr bei Alma Mater Records unter Vertrag, dem Label von Moonspell Sänger Fernando Ribeiro, wie ist dieser Kontakt zu Stande gekommen und half euch Fernando auch bei der Produktion als „Auge von außen“?
So – ich wäre dann soweit durch mit meinen Fragen, die letzten Worte gehören euch, was gibt es noch für Neuigkeiten, wonach ich nicht gefragt habe?
PG: Wir möchten uns für diese Gelegenheit bedanken, über unsere Musik zu sprechen und vielleicht ein paar Leute dafür zu interessieren, die Band kennenzulernen. Wir denken, dass die Leute es versuchen sollten und sich unser neues Album Contra anhören und es kaufen sollten, wenn sie die Musik mögen.
HL: Ich danke für eure Zeit, für die Beantwortung meiner Frage, wünsche viel Erfolg für das neue Album, hoffe, dass noch viele danach folgen, bleibt gesund!
PG: Herzlichen Dank! Grüße aus Portugal und wir hoffen, dass wir eines Tages in Deutschland spielen können!