Interviews

Sons of Sounds: Zwischen Knast und goldenen Schallplatten in der Atmosphäre

Text:DARLEEN BARTH

Sons of Sounds – das sind die drei Brüder „H“ Beselt an den  Drums, Wayne Beselt – Gitarre & Gesang und Roman Beselt, zuständig für Gesang & Bass. Gegründet haben sich die Sons of Sounds im Jahre 2006, Gründungsort war das beschauliche Ettlingen / Landkreis Karlsruhe in Baden-Württemberg. Das progressives Heavy-Rock-Ensemble,  die ihre eigene Musik als “Free Metal“ bezeichnen, veröffentlichen  Mitte Februar 2020 den lang ersehnten Nachfolger des 2017 veröffentlichten Longplayers „Into The Sun“. Getauft wurde das neue Album auf den Namen „Soundsphära“, ein Album mit insgesamt neun brandneuen Songs! Wir vom Hardline hatten die Gelegenheit, die Songs zu hören und konnten der Band – hier Roman Beselt –  einige Fragen stellen. Schon vorab ein kurzes Fazit: Die drei Karlsruher ruhen sich nicht auf ihrem neuen Album aus!

Hardline: Ihr seid drei Brüder, geht es bei euch harmonisch zu oder gibt es doch hin und wieder brüderlichen Unmut untereinander

Roman: Klar, es gibt schon manchmal Wellen, aber so ist das eben: Welle und Tal. Meistens herrscht bei uns Harmonie. Wir arbeiten sehr Band- bzw. Songorientiert, denn am Ende zählt das Ergebnis: die beste Option für die Band oder z.B. beim Songwriting eben die Herangehensweise, die das Beste aus dem Stück rausholt. Wir sind alle ein wenig älter und reifer geworden, das Ego des Einzelnen meldet sich nur noch dezent und selten.

Hardline: Das letzte Album ist von 2017, habt ihr euch direkt an das jetzige gesetzt oder wie lief das bei euch ab?

Roman: Es war ein gemischter Prozess, ich habe meistens bereits neue Song Ideen im Gepäck. Im chronologisch präzisen Denken und Erinnern tue ich mich etwas schwer, aber ich glaube die Songs zu SOUNDSФHÆRA kamen nach und nach dazu, die meisten aber 2018 recht frisch. 2019 sind wir dann ins „Studio Gernhart“ nach Troisdorf und haben gleich aufgenommen.

Hardline: Soundsphaera – wieso dieser Titel? Hat es was mit der Geschichte der Goldenen Schallplatten für Außerirdische zu tun oder mit der griechischen Geschichte?

Roman: „Die Sonne tönt nach alter Weise | in Brudersphären Wettgesang | und ihre vorgeschrieb’ne Reise | vollendet sie mit Donnergang“.(Goethe) Der Ursprung der Idee entstand durch eine Wortspielerei Sound & Sphäre = Klang/Atmosphäre. So stieß ich auf einen Artikel über Antike Kosmologie: „Aufbauend auf den Vorstellungen früher griechischer Naturphilosophen entwickelten die Pythagoreern ein Modell, dass durch die Bewegung der Sphären eine himmlische Musik entstehe SPHÄRENMUSIK. (Soundsphaera). Von daher stammt die Bezeichnung „sphärische Klänge“ für seltsam ätherische, geisterhafte Musik, die Goethe am Anfang des Faust aufnimmt …“ Als Sphärenharmonie oder Sphärenmusik (nach altgriechisch σφαῖρα sphaíra „Kugel“) bezeichnet man die aus der griechischen Antike stammende Vorstellung, dass bei den Bewegungen der Himmelskörper und der sie tragenden durchsichtigen Kugeln (Sphären) Töne entstehen, deren Höhe von ihren Abständen und Geschwindigkeiten abhängt. Die Töne ergeben einen harmonischen Zusammenklang (griechisch symphōnía), der jedoch für die Menschen normalerweise nicht hörbar ist. (Wikipedia) So viel  zum Titel. Während dem Brainstorming zur visuellen Umsetzung kam Olli Buster, Teil der SOS Familie und Grafikdesigner eine weitere Idee. Er meinte nur so etwas wie, habt ihr schon mal davon gehört dass die NASA mal goldene Schallplatten in die Atmosphäre geschossen hat?? oder so ähnlich. Seine Vorschlag war die „Voyager Golden Record“ als Vorlage zu nehmen und jener ein SOS Design zu verpassen nach dem Motte SOS schicken ein SOS in den Weltraum mit der Musik die man jetzt auf dem aktuellen Album Soundsphaera hören kann. Wir waren sofort dabei!

Hardline: Am 19.01 kam das Video Kriegerherz raus – ich persönlich finde es unglaublich fesselnd und super umgesetzt – wie waren die ersten Reaktionen von Familie, Freunden und Fans? 

Roman: Die Reaktionen und das Feedback waren noch besser als gedacht. Es kam ehrlich gesagt mega an, auch dass die Lyrics in deutscher Sprache sind. Das hatte was Erfrischendes und die Leute positiv überrascht. Zudem haben wir viele Zuschriften bekommen wie sehr sich die Menschen mit dem Text identifizieren und einen Bezug herstellen können. So intensiv hatten wir das bisher noch nie, freut uns echt riesig.

Sons of Sounds

Hardline: Seid ihr zufrieden mit dem Album oder gab es etwas, was nicht so hingehauen hat, wie ihr es wollet? Es durfte bestimmt auch schon der ein oder andere im Freundeskreis rein hören, wie waren die Reaktionen?

Roman: Natürlich rotiert die Platte hin und wieder im engeren Kreis, z.B. wenn wir zusammensitzen und jemand der auf unsere Musik etwas „ungeduldig“ ist die neue Platte hören mag. Viele supporten uns ja wirklich schon seit Anfang an (2007). Die Reaktionen waren meist in etwa: „Spiels nochmal von vorne ab!“. Das Album ist mit knapp über 40min auch unser kürzestes Werk und durch die Abwechslung ratz fatz durchgehört.

Hardline: Ihr habt euer Release in Karlsruhe, habt ihr was Besonderes geplant, auf das man sich besonders freuen kann?

Roman: Wir werden natürlich das komplette SOUNDSФHÆRA Album, einige ältere Stücke, teilweise auch Akustik Nummern, spielen und für ein paar Songs einen special Guest am Bass haben bei denen ich dann nur den Gesang übernehme. Aber pssst!

Hardline: Ich habe gelesen, ihr habt auch schon in der JVA gespielt, wie kam es dazu?

Roman: Das hat sich ergeben als wir überlegt haben in welchen Locations man denn spielen könne in denen Rockkonzerte eher eine Seltenheit sind. Zunächst nur eine Spinnerei, hab‘ ich daraufhin ein wenig rumtelefoniert, recherchiert und sogar eine Art Initiative Namens „Rock im Knast“ entdeckt. Mein Bruder Wayne erzählt immer gern die Geschichte als ich am Ende unseres Sets zur sitzenden „Gefängniscrowd“ meinte: „Hey wir kommen zum Ende, habt ihr noch Zeit für einen Song?“ Woraufhin eine lautes „Klar, noch 15 Jahre!“ aus der Meute kam. Heftig aber auch lustig zu gleich. Der Grundgedanke war recht simpel: Jeder hat das Recht auf Rockmusik, am besten LIVE!

Hardline: Wie geht es bei euch weiter?  Tour? Neues Album?

Roman: Ein neues Album ist bereits fast fertig geschrieben. Wir proben die neuen Songs schon, um sie studiotauglich zu schleifen und auch der Albumtitel steht schon fest. Ende des Jahres planen wir eine gemeinsame Tour mit einer befreundeten Band. Dazu bald mehr …

Hardline: Für die Zukunft – wo wollt ihr euch selbst in nächster Zeit sehen?

Roman: Dort wo sich wahrscheinlich die meisten Rockbands sehen wollen, die es ernst meinen. Auf großen Bühnen, ausgiebigen Tourneen, in relevanten Magazinen, am meisten jedoch im Herz und Ohr von jedem einzelnen da Draußen der unsere Musik versteht. Danke für eueren Support Leute, we love you!