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Airbourne: Australier auf Welttour

Airbourne sind zurück!! Mit „Boneshaker“ kündigen die australischen Hardrocker ihr fünftes Studioalbum an, das im Oktober erscheint. Für die Aufnahmen zu „Boneshaker“ haben sich die Australier mit dem fünffachen Grammy-Gewinner Dave Cobb zusammengetan. Für die Band definitiv ein großer Schritt heraus aus der bandeigenen Comfort-Zone. ‚Es hat sich angefühlt, als würden wir einen Livegig im Studio performen‘, so Airbourne-Mastermind Joel O´Keeffe. ‚Genau das war schon immer unser Ziel: Die Energie und die Seele unserer Konzerte auf einem Album einzufangen. Cobb hat dies großartig hinbekommen.‘ Aufgenommen wurde im geschichtsträchtigen Studio A in Nashvilles berühmtem Music Row-Bezirk in dem schon Elvis Presley und Roy Orbison, Willie Nelson und Waylon Jennings; die Architekten des Rock `N Roll und der Country-Music aufgenommen haben. Sie alle lächeln herunter auf die Besucher. Die Beach Boys haben hier aufgenommen, ebenso B.B. King und The Monkees, Joe Cocker und Tony Bennett. Herausgekommen sind insgesamt zehn schnörkellose Arschwackler und Knochenbrecher, die dem Hörer direkt und ohne Umschweife ins Gesicht knallen. Gitarrist Harri Harrison, seit 2017 an der Rhythmusgitarre, nahm sich die Zeit und stand mir Rede und Antwort.

Hardline: Hallo Harri und danke für das Interview. Ihr habt im August eure Welttournee begonnen, die ca. zwei Jahre dauern soll. Ich habe euch auf eurer letzten Tournee 2017 in Frankfurt in der Batschkapp gesehen. Wie wirkt sich solch ausgedehntes Touren auf euer Privatleben aus? Habt ihr überhaupt eins?

Harri Harrison: Hallo! Ausgedehnte Tourneen haben definitiv Auswirkungen auf unser Privatleben, was dazu führt, dass wir Geburtstage, Hochzeiten und alle möglichen anderen Ereignisse zu Hause verpassen, aber wir haben das Glück, den besten Job der Welt zu haben, und wir könnten uns wirklich nichts anderes vorstellen, als genau das zu tun! Wir lieben Rock’n’Roll und wir lieben es, jeden Abend auf die Bühne zu gehen.

HL: Du scheinst dich in den letzten beiden Jahren gut in die Band eingelebt zu haben. Was lief musikalisch bei dir vor Airbourne?
HH: Danke. Ich bin seit über 10 Jahren mit den Jungs der Band befreundet – also lange vor meinem Einstieg bei ihnen – und das hat definitiv dazu beigetragen, dass ich das Gefühl habe, viel länger in der Band zu sein, als ich es tatsächlich erst bin. Bevor ich zu Airbourne kam, spielte ich in einigen anderen Bands, von denen meine wichtigste Palace Of The King war, mit denen ich zwei EPs und drei Alben gemacht habe, und viel in Australien und Europa getourt bin – einschließlich einiger Touren, als Support für Airbourne!


HL: Ich konnte das neue Album vorab hören. Es ist, öhm, sehr kurz. 10 Lieder, 30 Minuten. War das eine aktive Entscheidung oder gab es nicht mehr Material?
HH: Es war nicht so sehr eine aktive Entscheidung, sondern es ging einfach darum, ein rohes und energiegeladenes Album zu erstellen. Wir wollten, dass jede einzelne Sekunde so wirkungsvoll ist wie ein Schlag ins Gesicht. Durch diesen Ansatz wurde es ein sehr natürliches Album, ohne überproduzierte oder verkopfte Songs.


HL: Wie lief das Songwriting ab? War es eine Koproduktion aller Bandmitglieder oder gab es einen Hauptsongwriter?
HH: Der Songwriting-Prozess für dieses Album war insofern ziemlich einzigartig, weil wir im Wesentlichen in Nashville ankamen, ohne dass die Songs vollständig fertig waren. Wir hatten viele Riffs und Ideen, aber Dave (Cobb, Produzent) hat die Band wirklich dazu gedrängt, die Songs an Ort und Stelle zu schreiben. Der Songwriting-Prozess war definitiv Joels & Cobbs Sache. An den meisten Tagen kamen wir ins Studio, holten uns unseren Morgenkaffee, saßen mit unseren Instrumenten herum, redeten über Musik und hörten uns die Riff-Ideen an, bis wir etwas Griffiges fanden und das dann weiter ausarbeiteten.


HL: Airbourne veröffentlichen regelmäßig alle drei Jahre ein neues Album. Zufall oder wird der Dreijahreszyklus bewusst gewählt?
HH: Reiner Zufall, um ehrlich zu sein! Die Band tourt nach jedem Album oft 18 bis 24 Monate, da kann es zeitlich schon schwierig werden, an neuer Musik zu arbeiten und Scheiben so schnell zu veröffentlichen, wie wir es gerne möchten. Ich hoffe aber, dass es bis zum nächsten etwas schneller geht.


HL: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Dave Cobb?
HH: Cobbs Name tauchte immer wieder in Gesprächen über eine neue Platte auf. Er ist momentan einer der heißesten Produzenten der Welt und wir lieben, was er mit den Bands macht, mit denen er zusammenarbeitet. Als wir uns an ihn wandten und das erste Gespräch mit ihm führten, wussten wir, dass er der Typ war, mit dem wir zusammenarbeiten mussten. Er ist ein echter Rock’n’Roller und war wirklich inspiriert, eine ultra-rohe & live-on-the-Floor-Rock’n’Roll-Platte zu machen.


HL: Und wie war es, in solch einem geschichtsträchtigem Studio aufzunehmen, in dem Elvis, Roy Orbison, die Beach Boys und viele andere schon aufgenommen haben?
HH: Es war wundervoll. Cobb kennt die Geschichte des Studios und hat uns ständig Fotos und Filmmaterial von all den Künstlern gezeigt, die du erwähnt hast – und vielen mehr -, die dort gearbeitet haben. Die Flure sind auch mit Fotos geschmückt, die 60 Jahre Geschichte in diesem Gebäude dokumentieren. Es fühlte sich fast so an, als ob wir die Verantwortung hätten, die Geschichte von RCA Studio A mit weiter zu schreiben. Es war wirklich eine Ehre für uns, einen kleinen Teil dazu beizutragen!


HL: Ich bin mit Bands wie AC/DC, Rose Tattoo, Maiden, Priest usw. aufgewachsen. Wer sind deine musikalischen Vorbilder?
HH: Die erste CD, die ich je bekommen habe, war eine Compilation der besten Hard Rock – Songs von Queen, genannt Queen Rocks. „Tie Your Mother Down“, „Sheer Heart Attack“ und all das Zeug. Seit ich dieses Album als Weihnachtsgeschenk bekam, befinde ich mich auf einem Weg, von dem ich auch 20 Jahre später immer noch besessen bin. Nicht viel später kamen Bands wie AC/DC, die Rolling Stones, Aerosmith und The Black Crowes dazu. All diese Bands gehören immer noch zu meinen Favoriten!


HL: Letzte Frage, welche Bands, welche Musik hören Airbourne im Tourbus?
HH: Das hängt von der Stimmung und der Tages- oder Nachtzeit ab, manchmal hören wir Blues, (wie von Muddy Waters, Buddy Guy und Howlin ‚Wolf), manchmal Sachen wie Creedence Clearwater Revival, The Cult, AC/DC, Johnny Crash oder Grand Funk Railroad.


HL: Nochmals vielen Dank für die Zeit und viel Spaß und Erfolg auf der aktuellen Tour.
HH: Prost! Ich hoffe, wir sehen uns auf Tour.

www.airbournerock.com
Text: Dirk Licht